Energieberater

Wie werde ich Energieberater?

Beruf Energieberater

Bei fallenden Temperaturen kommt Hans-Jörg Peter ins Schwitzen. Jedenfalls ist das so, wenn zu viele Hausbesitzer auf einmal von dem Energieberater wissen wollen, mit welchen Sanierungsmaßnahmen sie Geld sparen können.

«Im letzten Winter musste ich Aufträge ablehnen», sagt der Architekt aus Hamburg. Peter hat bei der Hamburger Architektenkammer eine Ausbildung zum BAFA-Energieberater absolviert. Heute sind die Beratung und Umsetzung der Energiesparmaßnahmen sein beruflicher Schwerpunkt.

Die Abkürzung BAFA steht für das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn. Online können sich ausgebildete Energieberater für das Förderprogramm der Vor-Ort-Beratung registrieren lassen, sofern sie einen anerkannten Lehrgang besucht haben.

Rund 70 Weiterbildungsanbieter sind bereits anerkannt und 4800 Berater zur Zeit bei der BAFA registriert, erklärt Referatsleiter Wulf Bittner. Doch die Geschäfte der Energieberater gestalten sich nicht immer erwartungsgemäß: «Viele glauben, davon leben zu können, aber nur die wenigsten schaffen das», sagt Bittner. Energieberatung sei eine Nebenbeschäftigung für Ingenieure, Architekten und Handwerker – wenn auch eine, die stark nachgefragt sei. «22 000 Vor-Ort-Beratungen haben wir im vergangenen Jahr gefördert, das waren 10 000 mehr als in 2005.»

Wohnungsbesitzer, die einen Energieberater aus der BAFA-Liste beauftragen, erhalten einen Zuschuss von 175 Euro für Ein- oder Zweifamilienhäuser, 250 Euro sind es ab drei Wohneinheiten. «Das reicht bei weitem nicht für eine gute Energieberatung aus», erklärt Hans-Jörg Peter. Im Schnitt koste eine Beratung, die bauliche Daten, Energiebedarf und Emissionen berücksichtigt, 800 Euro netto.

«Das ist wie beim Arzt», sagt der Architekt Florian Lichtblau aus München. «Erst kommt die Anamnese, dann die Diagnose und schließlich die Therapie.» Der freie Architekt zählt sich zu den Urhebern der professionellen Energieberatung. In einem Land, in dem der Neubauzuwachs gerade ein Prozent betrage, aber 95 Prozent des Bestandes aus energiepolitischer Sicht sanierungsbedürftig seien, brauche man eben Ingenieure und Architekten, die sich sowohl mit Solarenergie und Wärmedämmungen als auch mit Verordnungen, Förderanträgen und Computerprogrammen für die Berechnung der Energiesparpotenziale auskennen.

Belohnt wird der Architekt, Ingenieur oder Handwerker, der nicht nur misst, sondern auch Energie sparende Anstöße gibt und Lösungen entwirft, in der Regel mit einem Auftrag: «Ich habe natürlich ein Interesse daran, den Auftrag für die Sanierung zu übernehmen», sagt Hans-Jörg Peter. Damit aber die Unabhängigkeit der Beratung gewährleistet ist, sollte man sich genau über die Qualifikation der Berater erkundigen: «Bei einem Handwerker, der gleichzeitig bei einem Heiztechnikproduzenten unter Vertrag ist, wäre ich skeptisch», sagt Karin Vaupel, Geschäftsführerin im weiterbildenden Studium Energie und Umwelt der Universität Kassel.

Informationen: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Frankfurter Straße 29-31, 65760 Eschborn; Universität Kassel, Weiterbildendes Studium Energie und Umwelt, Wilhelmshöher Allee 73, 34109 Kassel


Veröffentlicht durch: kischuni-Redaktion
Autor: dpa