Wie werde ich Lebensmittelchemiker?
Beruf Lebensmittelchemiker
Dresden/Frankfurt/Main (dpa/tmn) – Die Currywurst am Stand oder das Eis beim Italiener kontrollieren Lebensmittelchemiker ebenso sorgfältig wie Fleisch, Gemüse, Getränke und andere Nahrungsmittel im Supermarkt.
Auch Plastikgeschirr und Kinderspielzeug sowie Bedarfsgegenstände, mit denen der Körper in Berührung kommt, unterliegen ihrer Überwachung. «Die Bedeutung dieses Berufes ist schon sehr groß und wird weiter zunehmen», erklärt Prof. Thomas Henle, Leiter des Instituts für Lebensmittelchemie an der Technischen Universität Dresden. Renate Hoer von der Gesellschaft Deutscher Chemiker in Frankfurt nennt die Berufsaussichten für Nachwuchskräfte sogar «sehr gut».
Jobs bieten die Lebensmittelindustrie, der Öffentliche Dienst und die Forschungsinstitute der Hochschulen. Der Einstieg in den Beruf erfordert ein abgeschlossenes Hochschulstudium. «Eine Promotion ist nicht zwingend, doch etwa ein Viertel bis ein Drittel der Absolventen machen noch ihren Doktor», sagt Henle. Für eine wissenschaftliche Karriere sei das auch notwendig.
Die Münchnerin Kristina Berger will im Wintersemester ihr Studium in Dresden aufnehmen. Schon im Gymnasium war sie von Chemie fasziniert und interessierte sich besonders für deren Bedeutung für Lebensmittel. Die Entscheidung für den Beruf fiel schon nach einem kurzen «Schnupperpraktikum» im Laboratorium eines Lebensmittelherstellers, der seine Produkte laufend zur Qualitätssicherung untersuchen lässt.
«Ich arbeite gern in einem Labor», sagt Kristina Berger. Neben modernsten Geräten wird sie nach ihrer Ausbildung auch die «klassischen» Reagenzgläser und Kolben verwenden. Wie wichtig es sei, systematisch, genau und sorgfältig zu arbeiten, habe ihr die Laborchefin gleich zu Beginn des Praktikums erzählt, erinnert sich Berger. Arbeitskittel, Mundschutz und Handschuhe bei Untersuchungen würden sie nicht stören, ebenso wenig wie Gerüche und notwendige Überstunden bei Versuchen oder Nachtschichten.
Nach dem Abschluss des Studiums folgt ein einjähriges Praktikum in der amtlichen Lebensmittelüberwachung oder in der Industrie. Dann ist die staatliche Prüfung abzulegen, mit deren Bestehen Lebensmittelchemiker ihre gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung führen dürfen. Lebensmittelchemiker fühlen sich in erster Linie dem Verbraucherschutz verpflichtet. In Laboratorien untersuchen die Wissenschaftler mit chemisch-analytischen Methoden sowie biochemischen und mikrobiologischen Verfahren Nahrungs- und Genussmittel auf Schadstoffe und Verunreinigungen.
Sie stellen auch fest, ob Verpackungen allen Anforderungen entsprechen. «Geprüft wird selbst Kochgeschirr», sagt Henle. Seit fast 130 Jahren gibt es in Deutschland die amtliche Lebensmittelüberwachung. Seit zehn Jahren ist eine strenge Verordnung in Kraft, die die hygienischen Mindestanforderungen bei Herstellern festschreibt. Firmen unterhalten deshalb eigene Labors oder nehmen die Dienste externer Fachchemiker in Anspruch. Viele von ihnen arbeiten auch freiberuflich, zum Beispiel als Gutachter.
Die Vielzahl der Aufgaben führt auch in der Lebensmittelchemie zu Spezialisierungen und damit zu neuen Arbeitsgebieten. Manche der Fachleute konzentrieren sich auf Futtermittelkontrolle, andere auf Wasch- und Reinigungsmittel, auf Tiefkühlkost oder Konserven. «Es ist ein sehr verantwortungsvoller Beruf», betont Hoer. Entsprechend ist die Bezahlung. Die Einstiegsgehälter beginnen bei etwa 3300 Euro brutto im Monat. Die Berufsperspektiven gelten als gut: Thomas Henle von der Uni Dresden schätzt die Zahl der Lebensmittelchemiker auf etwa 6000. Im Fachverband, dem er vorsteht, sind «rund 3000» organisiert – Nachwuchs wird gesucht.
Informationen: Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), Postfach 90 04 40, 60444 Frankfurt, Telefon: 069/791 70