Nautiker

Wie werde ich Nautiker?

Beruf Nautiker

Die boomende Seefahrt macht den Beruf des Nautikers zum Top-Job. «Diese Fachleute sind gefragt wie nie», sagt Alexandra Pohl vom Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg.

Kapitän Karlheinz Follert, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, kann dies nur bestätigen. Reedereien bieten Nautikern großzügig ausgestattete Heuerverträge. Und auch an Land finden sie gute Arbeitsplätze.

Die Seefahrt ist dabei keine reine Männerdomäne mehr: Einige Dutzend Frauen haben es bereits in die maritimen Führungspositionen geschafft, einige fahren als «Kapitänin». Doch das Interesse an einer Laufbahn als Seemann reicht nicht aus. Frank Ziemer, Professor im Fachbereich Seefahrt an der Hochschule Wismar/Warnemünde, weist darauf hin, dass «außer der Liebe zum Beruf Durchsetzungsvermögen, Einfühlungsvermögen und Teamgeist gefordert sind. An Bord leben die Menschen ständig auf engem Raum zusammen.»

Nach erfolgreichem Realschulabschluss müssen die angehenden Nautiker zwei Jahre eine Berufsfachschule besuchen und Praktika an Bord von Schiffen absolvieren, um Schiffsbetriebstechnischer Assistent (SBTA) zu werden. Nach zwölf Monaten Fahrt beginnt an einer der Fachschulen in Cuxhaven, Leer, Flensburg oder Warnemünde der auf zwei Jahre angelegte Bildungsgang Nautik. «Absolventen erhalten dann das Befähigungszeugnis zum Nautischen Wachoffizier», erklärt Pohl.

Ein Jahr kürzer ist die Ausbildung bei Fachhochschulreife oder Abitur. Zwei Ausbildungszweige sind hier vorgesehen: Nach einem Jahr Praktikum an Bord als Nautischer Offiziersassistent folgen sechs Semester Fachhochschulstudium. «Dann gibt es das Befähigungszeugnis. Oder man entscheidet sich für acht Semester Fachhochschulstudium, von denen zwei im Dienst an Deck zu absolvieren sind.»

«Alle angehenden Offiziere erwartet ein strammes Lernpensum», so Follert. Den größten Zeitaufwand erfordert der Bereich Schiffsführung. Außer Navigation werden auch Meteorologie und maritimes Englisch unterrichtet. Seefahrtbezogene Naturwissenschaften, Mathematik, Physik, Schiffstechnik, Umweltschutz und Sicherheit nehmen breiten Raum ein, ebenso Ladungsumschlag und Stauung. Offiziere müssen auf hoher See aber auch in der Lage sein, medizinische Notversorgung zu leisten.

Mit dem Befähigungszeugnis zum Wachoffizier beginnt die Laufbahn an Bord. Nach mindestens einem Jahr Seefahrtzeit besteht nach den Bestimmungen die Möglichkeit des Aufstiegs zum Ersten Nautischen Offizier, dem Stellvertreter des Kapitäns. Welcher «Erste» mit der Schiffsführung beauftragt wird, entscheidet nach Angaben von Ziemer immer die Reederei. In der Regel fahren die «Ersten» mehrere Jahre in dieser Position.

Die Einstiegsgehälter für Nautische Wachoffiziere liegen nach den Heuervertrag bei knapp 4000 Euro. Erste Offiziere können tariflich mit fast 5000 Euro rechnen, Kapitäne erhalten entsprechend mehr. Romantische Klischees treffen auf die moderne Seefahrt nicht zu. Durch den schnellen Güterumschlag bleibt in den Häfen selten Zeit für einen ausgedehnteren Landgang. Manche Offiziere suchen sich deshalb nach einigen Jahren mit Erfolg einen Job an Land. «In Schifffahrtsämtern und anderen Behörden arbeiten auch Männer, die früher zur See fuhren», nennt Follert als Beispiel.

Wer an Land leben und trotzdem auf Schiffen arbeiten möchte, ist bei den Lotsen gut aufgehoben. «Wir haben einen hohen Bedarf an nautischem Führungspersonal», erklärt Kapitän Dieter Blöchl, Vorsitzender der Bundeslotsenkammer in Hamburg. Dieses Problem trifft auf die gesamte deutsche Seeschifffahrt zu.

Informationen: Verband Deutscher Reeder (VDR), Esplanade 6, 20354 Hamburg, Telefon: 040/35 09 70; Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt, Breitenweg 57, 28195 Bremen, Telefon: 0421/17 36 70

INFO: Voraussetzung ist Seediensttauglichkeit

Die Grundvoraussetzung für eine Karriere als Nautiker ist die Seediensttauglichkeit. Dazu gehören nach Angaben der See-Berufsgenossenschaft in Hamburg ein «gutes Hör- und Seh- und intaktes Farbunterscheidungsvermögen». Außerdem dürfen keine chronischen Krankheiten vorhanden sein. Ein Vertrauensarzt checkt nach einer Grunduntersuchung den Gesundheitszustand etwa alle zwei Jahre. Erwartet werden von Bewerbern außerdem ein guter Realschulabschluss, Fachhochschulreife oder Abitur.
 

Quelle: dpa