Tunnelbauer

Wie werde ich Tunnelbauer?

Beruf Tunnelbauer

Der Arbeitsplatz ist laut, heiß, feucht und dreckig, die Arbeit schwer und gefährlich. Die Arbeitszeiten sind lang, die Einsatzorte wechseln ständig. «Tunnelbau ist kein Job für Weicheier», sagt der Tunnelbauer Mike Mitternacht selbstbewusst.

Für alle, die das nicht abschreckt, sei der Job aber genial – mit sehr gutem Verdienst und guten Arbeitsmarktaussichten. Mit riesigen Bohrern und Baggern kämpfen sich die Tunnelbauer durch die Gesteinsschichten. Sie hantieren mit schweren Werkzeugen, steuern riesige Baumaschinen und müssen sich mit Sprengstoff auskennen. Die Mineure sind moderne Wanderarbeiter: Während der Zeit auf den Baustellen leben sie in Container-Dörfern. Wenn ein Tunnel fertiggestellt ist, ziehen sie zum nächsten – irgendwo in Deutschland.

Gearbeitet wird im Zwei-Schichten-System Tag und Nacht. «Im Normalfall arbeitet ein Mineur zehn Tage lang jeden Tag elf Stunden, dann kann er fünf Tage zur Familie nach Hause fahren», sagt Stephan Boos, Ingenieur beim Tunnelbauunternehmen Porr.

Viele der geschätzt 1500 Tunnelbauer in Deutschland lockt der Verdienst: «Schon das Einstiegsgehalt liegt bei durchschnittlich etwa 2500 Euro netto im Monat», sagt Volker Krautheim, Ausbildungsleiter der einzigen deutschen Ausbildungsstelle für Tunnelbauer in Gera. Bewährte Kräfte könnten gut 3500 Euro im Monat verdienen. «Voraussetzung für die Ausbildung sind eine abgeschlossene Berufsausbildung im Bau oder Bergbau sowie ein oder zwei Jahre Berufserfahrung», sagt Krautheim. Auf dem Lehrplan der sechsmonatigen Fortbildung des Bildungswerks BAU Hessen-Thüringen stehen die verschiedenen Arten des Tunnelbaus, aber auch Gesteinskunde, Geologie und Statik.

Zum praktischen Teil gehört eine Einweisung in das Bohren von Sprenglöchern, im Umgang mit Beton und Stahl sowie im Schweißen. Dafür gibt es in Gera extra einen «Übungs-Tunnel». Ferner stehen eine Fortbildung zur Wartung und Pflege der teuren Spezialmaschinen und der Erwerb der Sprenggenehmigung auf dem Ausbildungsprogramm. Abschließend absolvieren die Schüler im sechsten Monat ein Betriebspraktikum. Die meisten Teilnehmer des Lehrgangs sind arbeitslose Bau- oder Bergarbeiter aus ganz Deutschland. Das Arbeitsamt finanziert die etwa 4500 Euro teure Fortbildungsmaßnahme.

Für die Zukunft erwartet Boris Engelhardt vom Hauptverband der deutschen Bauindustrie rosige Zeiten für die Branche: «Insgesamt gibt es in Deutschland nur etwa zwölf Bauunternehmen, die das Know-how für einen Tunnelbau haben. Angesichts der Auftragslage wird es in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu Kapazitätsengpässen kommen.» Nach einer Statistik der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen (STUVA) sind in den kommenden Jahren mehr als 200 Verkehrstunnelprojekte geplant.

Quelle: dpa