Vermögensberater

Wie werde ich Vermögensberater?

Beruf Vermögensberater

Sparbücher und ein Bündel Scheine unter der Matratze sind schon lange nicht mehr die bevorzugte Anlageformen der Deutschen. Wertpapiere etwa versprechen mehr Gewinn. Doch Aktien, Anleihen, Versicherungen und Zinsmodelle sind eine schwierige Materie. Vermögensberater sind die Experten dafür. Finanzoptimierung ist ihr Geschäft: das Begutachten und bestenfalls Vermehren von Geld.

«Ein Vermögensberater geht bei der Kundenberatung systematisch vor», sagt Werner Hussong, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Vermögensberater in Frankfurt. Ausgangspunkt der privaten Finanzplanung sei die Bestandsaufnahme der Einnahmen und Ausgaben, des verfügbaren und investierten Vermögens sowie der Absicherungen gegen bestimmte Risiken. «Vermögensberater analysieren, strukturieren und verbessern die finanziellen Verhältnisse eines Kunden.»

Vermögensberater müssen dabei flexibel sein: «Wer für seine Kunden auch am Abend und am Wochenende da ist, wird sicherlich schneller erfolgreich arbeiten», sagt Peter Tauber, Sprecher der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) in Frankfurt. Da die meisten Vermögensberater selbstständig sind, sei Selbstdisziplin unverzichtbar. «Zielstrebigkeit, Einsatzbereitschaft und Fleiß sind wichtige Voraussetzungen, um zu bestehen», sagt Tauber.

Noch wichtiger ist Fachkompetenz. Ganzheitlich und individuell sollte die Beratung sein, sagt Hussong. «Finanz- und Vermögensfragen, Risikoabsicherungen und Altersvorsorge sind komplexe Dienstleistungsbereiche.» Sie erfordern Kenntnisse des gesetzlichen Sozialsystems, der privaten Absicherung und der Altersvorsorge – und ständige Beschäftigung damit, weil sich immer wieder etwas ändert.

Vermögensberater ist allerdings kein Ausbildungsberuf, sondern einer für Quereinsteiger. «Grundsätzlich kann jeder mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung Vermögensberater werden», sagt Tauber. Bei der DVAG arbeiteten neben Akademikern auch Handwerker in diesem Beruf. Möglich sei dies durch «umfassende Aus- sowie Fort- und Weiterbildung.» Auch Hussong bestätigt, dass die bisherige berufliche Tätigkeit für den Einstieg nicht von Ausschlag gebender Bedeutung sei. Unabdingbar sei aber, vor dem Start in die Beratungspraxis eine solide und umfassende Fachausbildung absolviert zu haben.

Dabei habe sich besonders die betriebliche Ausbildung bewährt, so die Experten. «Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten wie IHK-Lehrgänge, Studienkreise oder eine Qualifikation mittels Studium oder Fernstudium», sagt Hussong. Aus den Hochschulen eignen sich vor allem Absolventen wirtschaftlicher Studiengänge oder solche, die einen ökonomischen Schwerpunkt gewählt haben, etwa Wirtschaftsjuristen.

Viele Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien bieten Studiengänge mit einem Schwerpunkt Finanzen an. So gibt es etwa an der Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn einen Studiengang zum Diplom-Betriebswirt mit dem Schwerpunkt Finanzdienstleistungen, den die Absolventen mit Diplom und Wirtschaftsberaterlizenz abschließen.

An anderen Hochschulen wird zunächst Wirtschaft auf den Bachelor-Abschluss hin studiert, dabei gibt es Schwerpunkte wie «Finanz- und Rechnungswesen» in Bremen, «Finanz- und Anlagemanagement» in Brühl, «Insurance and Finance» in Wiesbaden oder «Finanzdienstleistungsmanagement» in Eichstätt. Darauf aufbauend bieten die Hochschulen außerdem Master-Studiengänge an.

Die DVAG geht praktischer ans Werk: Dort bekommen Anfänger in einer fest umrissenen Grundausbildung die Grundlagen und das notwendige Fachwissen vermittelt – bei gleichzeitiger praktischer Berufseinführung. «Damit ist eine ideale Wechselwirkung von Theorie und Praxis sichergestellt», sagt Tauber. «Die Karriere beginnt in den einzelnen Direktionen vor Ort.» Unabhängige Institutionen wie das Berufsbildungswerk Vermögensberatung (DBBV) prüfen das Wissen – dort kann ein Lernender auch ein IHK-Zertifikat erwerben. «Das bietet dem Kunden die Gewähr, sachlich und fachlich korrekt beraten zu werden.»

Schlecht geht es Vermögensberatern nach Auskunft der Experten nicht: «Ein hauptberuflicher Vermögensberater kann nach einer Einarbeitungszeit von drei bis vier Jahren Einnahmen in Höhe von durchschnittlich 6000 Euro monatlich erzielen», sagt Hussong. Langjährig tätige Berater erreichten noch weitaus höhere Einkünfte. Tauber weist auf die Möglichkeit hin, zunächst nebenberuflich als Vermögensberater zu arbeiten: «Man kann das Risiko auf dem Weg in die Selbstständigkeit mindern, wenn man sich vor dem entscheidenden Schritt in den Hauptberuf bereits einen Kundenstamm aufgebaut hat.»
 

Quelle: dpa