BA-Vorstand Alt: “Reine Bestenauswahl ist keine Kunst”

Der Vorstand für Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit (BA), Heinrich Alt, macht sich für neue Wege in der Vermittlung von Ausbildungsplätzen stark.

Die Unternehmen sollten auch Jugendliche mit schlechtem oder fehlendem Schulabschluss gezielter ansprechen, um genügend Lehrlinge zu finden, sagte Alt am Montag in Berlin anlässlich des Tages des Ausbildungsplatzes. Reine Bestenauswahl ist keine Kunst.

Zwar sei die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland mit 284.000 jungen Menschen ohne Job im März 2012 auf den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung gefallen. Allerdings beziehe jeder zweite dieser jungen Leute Hartz IV und habe kaum Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt.

Dennoch können nach BA-Angaben in vielen Landesteilen Zehntausende Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Über 500.000-mal hätten im vergangenen Jahr Betriebe die Suche nach geeigneten Bewerbern erfolglos abgebrochen. Das kann sich unser Land nicht leisten, mahnte Alt.

Brauchen neue Form der Ansprache

Zugleich verwies er auf eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young, wonach sich die Folgekosten für die deutsche Wirtschaft, die aus unbesetzten Ausbildungsplätzen entstehen, auf über 30 Milliarden Euro belaufen. Das Regelangebot passt für 80 bis 90 Prozent der Jugendlichen, sagte Alt. Für die restlichen zehn Prozent brauchen wir eine neue Form der Ansprache. So sollten Unternehmen beispielsweise auch Bewerbern, die nach Aktenlage nicht so toll sind, zumindest die Chance auf ein Gespräch geben.

Das Modell Rach muss Schule machen, forderte Alt unter Bezugnahme auf den unter anderem aus der TV-Sendung Rachs Restaurantschule bekannten Sternekoch Christian Rach. Der Spitzenkoch bietet unter anderem in seinem Berliner Restaurant auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbaren Jugendlichen neue berufliche Perspektiven in der Gastronomie.

Bei einer gemeinsamen Präsentation mit BA-Vertretern bemängelte Rach, dass seiner Erfahrung nach viele junge Leute nur unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet würden. Lebenswirklichkeit findet in der Schule oft nicht statt, sagte Rach. Um Defizite in Sachen Zielstrebigkeit und Pünktlichkeit auszugleichen, sprach sich der Sternekoch für ein Schulfach Allgemeinbildung an deutschen Schulen aus.