Handwerk klagt über fehlende Fachkräfte und zu wenig Lehrlinge

Das Handwerk in Rheinland-Pfalz muss sich auf einen massiven Facharbeitermangel einstellen.

In den nächsten fünf Jahren würden landesweit rund 10.000 Gesellen und Lehrlinge fehlen, erklärte die Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern auf dapd-Anfrage. Gründe seien weniger Nachwuchs aufgrund des demografischen Wandels und das große Imageproblem der Branche bei jungen Menschen. Zudem wanderten viele Gesellen in Industrieunternehmen ab.

Der Arbeitskräftemangel trifft die 50.000 Betriebe im Land nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers der pfälzischen Handwerkskammer, Ralf Hellrich, gegenwärtig besonders hart. Die Branche erlebe nämlich eine Hochkonjunktur wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Viele Betriebe müssten jedoch Aufträge ablehnen, weil schlicht das Personal fehle. Wir haben bereits Probleme, ausscheidende Stellen wiederzubesetzen, sagte Hellrich. Weder das Arbeitsamt noch die Zeitarbeitsfirmen könnten den Bedarf decken.

Stellen bleiben zweieinhalb Monate vakant

Die Stellenbörsen sind voll mit Jobangeboten im Handwerk. Die Besetzung offene Facharbeiterstellen dauert in Rheinland-Pfalz laut Arbeitsagentur im Schnitt 75 Tage. Ein Gas- und Wasserinstallateur muss durchschnittlich sogar 86 Tage warten, bis er einen geeigneten Bewerber gefunden hat.

Mit Sorge blicken die Handwerker des Landes in die nahe Zukunft. In den kommenden Jahre würden die geburtenschwachen Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt nachrücken, sagte Hellrich. Verschärft wird diese Situation dadurch, dass Handwerksberufe bei jungen Menschen laut einer Forsa-Studie wenig attraktiv sind. Bereits 2011 blieb der Arbeitsagentur zufolge jede vierte Lehrstelle im Handwerk unbesetzt. Der Geschäftsführer der Landesinnung Elektro, Thomas Klisa, sagte, Jugendliche ziehe es heute eher zu Banken, Versicherungen und Computerfirmen als in kleine Handwerksbetriebe.

Weg vom Strippenzieher-Image

Betriebe, Innungen und Kammern benennen das Imageproblem ihrer Branche offen. Der Chef der Elektriker-Innung betonte: Wir müssen weg vom Strippenzieher-Image. Elektriker sind längst Highttech-Handwerker. Auch der Präsident der Dachdecker-Landesinnung, Johannes Lauer, mahnte an, das Handwerk müsse sich besser als Zukunftsbranche vermarkten. Weder die Energiewende noch der energetische Ausbau von Gebäuden sei ohne die tatkräftigen Hände von Elektrikern, Dachdeckern und Monteuren umzusetzen.