Mit Abitur ins Handwerk statt ins Studium

Ein Studium ist unter Abiturienten schon längst kein Muss mehr. Immer mehr sind der Ansicht, ihre Zukunft auch ohne einen Hochschulabschluss gut finanzieren zu können.

Viele Schulabgänger sehen mittlerweile nicht nur ein Studium als einzigen Weg zu einem Beruf mit guten Berufsaussichten. Nach dem Abitur hieß die nächste Station bisher für viele “Studium”. Nun gibt es aber eine deutliche Wende im Berufswunsch vieler Abiturienten. Die betriebliche Ausbildung gewinnt immer mehr an Attraktivität und seit einiger Zeit auch besonders im handwerklichen Bereich. So lag die Auszubildendenquote der neuen Lehrlinge im letzten Jahr bereits bei 9,1 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 1992, als der Schnitt im Handwerk noch 5,2 Prozent betrug, ist damit die Zahl der Ausbildungsanfänger mit der Allgemeinen Hochschulreife fast auf das doppelte angestiegen. Die Abiturientenquote in einigen Berufszweigen liegt bereits bei mehr als 50 Prozent. Den Statistiken des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zufolge erleben Ausbildungsberufe wie Goldschmied oder Fotograf einen Abiturienten-Boom. Im Jahr 2012 gab es beim Goldschmied die höchste Quote. Sie lag bei 53,7 Prozent. Damit hat ungefähr jeder zweite Goldschmiedlehrling eine Hochschulzugangsberechtigung. Dicht gefolgt werden sie von den “Abi-Azubis” aus dem Bereich der Fotografie mit 51,1 Prozent. Festzuhalten bei all dem ist jedoch auch, dass die Gesamtzahl der Abiturienten überhaupt gleichzeitig angestiegen ist.

Die Ausbildung bietet mehr Sicherheit

Bei einer Umfrage gaben einige der Lehrlinge an, sich mit einer Ausbildung wohler zu fühlen als mit einem Studium. Gründe für die Entscheidung zur Ausbildung sind beispielsweise ein schlicht zu langes Studium und die Studiengebühren, die einige Bundesländer noch abverlangen. Außerdem ist es bei einigen Studienrichtungen der Fall, dass es nicht sicher ist, ob die Absolventen nach ihrem Abschluss eine Stelle finden. Ein wichtiger Grund ist die Überschaubarkeit einer Ausbildung im Gegensatz zu einem Studium und die Möglichkeit bereits während der Ausbildung das eigene Geld verdienen zu können. Dies spricht ihnen zufolge eher für eine Ausbildung als für ein Studium. Da für viele Berufe noch Fachkräfte gesucht werden, sehen Abiturienten auch eine gute Zukunft in beliebten Berufen wie Automobilkaufmann, Augenoptiker, Zahntechniker oder Orthopädiemechaniker. Die meisten überlegen sich dabei, ob sie im Betrieb bleiben oder doch in die Industrie wechseln. Aber mit solch einer Ausbildung haben sie kein Bedürfnis, sich für ein Studium zu entscheiden und ein solches aufzunehmen.