Pakt gegen Fachkräftemangel – Pakt für Ausbildung Hessen

Der hessische Pakt für Ausbildung zwischen Regierung und Wirtschaft soll zu einem Pakt gegen den Fachkräftemangel werden.

Der Ausbildungsmarkt in Hessen habe sich nachhaltig entspannt, junge Menschen hätten heute eine sehr gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz, betonte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Dienstag nach einer Sitzung der Runde in Wiesbaden.

Der Ausbildungspakt werde sich deshalb künftig dem anstehenden Fachkräftemangel und der individuell optimalen Förderung junger Menschen widmen. Diese sollten möglichst rasch in eine qualifizierte Ausbildung gebracht und damit auch eine Fehlsteuerung öffentlicher Mittel vermieden werden, sagte Bouffier.

Der Pakt für Ausbildung sei 2004 ins Leben gerufen worden, als es drastische Zahlen unversorgter Bewerber gegeben habe, sagte Bouffier. 2009 gab es etwa noch rund 2.000 unversorgte Bewerber, zum 1. September 2011 war diese Zahl auf 684 gesunken. Das seien noch einmal 50 weniger als vor einem Jahr gewesen, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit in Hessen, Frank Martin. Zwar gingen nach seinen Angaben die Bewerberzahlen nur geringfügig von rund 43.000 auf etwa 42.000 zurück. Die Zahl der Ausbildungsplätze sei aber um elf Prozent auf 37.490 gestiegen. Davon blieben demnach 2.750 Stellen unbesetzt.

Zudem hätten mehr Betriebe versucht, über die Bundesagentur für Arbeit ihre Stellen zu besetzen. Auch das sei ein Anzeichen für die Nachwuchsproblematik, betonte Martin. Wir haben nicht mehr in beliebigem Umfang Nachwuchskräfte, warnte der Arbeitsvermittler. Das sei zwar eine tolle Situation für alle Personen, die einen Ausbildungsplatz suchten, aber zugleich eine schwierige Situation für Betriebe, die ausbilden wollten. Wenn es nicht gelinge, die Frage des Fachkräftemangels zu lösen, könne das auch eine Wachstumsbremse für die Wirtschaft bedeuten.

Warteschleifen reduzieren – Übergang in Beruf verbessern

Nötig seien jetzt auch drei weitere Handlungsfelder, betonte Martin: Es gelte sich denen zu widmen, die übrig blieben, das Übergangssystem, die sogenannten Warteschleifen, weiter zu reduzieren und das Thema Berufsorientierung zu verbessern. Junge Menschen sähen sich heute rund 500 verschiedenen Berufen gegenüber, die Auswahl konzentriere sich aber weiter auf wenige wie Bürokaufmann, Verkäuferin oder Automechatroniker.

Die Städte müssten für Berufe wie den des Ver- und Entsorgers werben, sagte Thomas Stöhr vom Städte- und Gemeindebund. Jan Hilligandt, geschäftsführender Direktor des Landkreistages, betonte, auch der Fachkräftemangel in der öffentlicher Verwaltung müsse Teil des Paktes werden. Der Vorsitzende des Arbeitsgemeinschaft der hessische IHKs, Mathias Müller, warnte, Prognosen zufolge fehlten künftig jedes Jahr 100.000 Fachkräfte, davon 80 Prozent aus dem nicht-akademischen Bereich. Das Zusammenspiel zwischen Schule und Berufswahl müsse dringend verbessert werden.

Viele Handwerksberufe erschienen jungen Menschen nicht mehr als so attraktiv, räumte auch der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern, Bernd Ehinger, ein. Trotzdem sei die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2011 noch einmal um 0,7 Prozent gestiegen. Ehinger plädierte zudem für den Erhalt der Hauptschule als wichtigem Ausbildungsinstrument.