Viele Lehrlinge laut DGB ohne klare Perspektiven

Viele der über 80.000 Lehrlinge in Rheinland-Pfalz haben während ihrer Ausbildung keine klare Zukunftsperspektive.

Das geht aus dem Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, der am Mittwoch in Mainz vorgestellt wurde. Demnach wissen mehr als zwei Drittel der über 1.100 für die Studie befragten Berufsschüler aus 24 Branchen nicht, wie es nach der Ausbildung für sie weitergeht.

Nur 23,8 Prozent der Befragten hätten die Gewissheit, dass sie nach dem Ausbildungsende weiter in ihrem Lehrbetrieb arbeiten können, heißt es in dem Bericht. Für fast jeden zehnten Auszubildenden (8,4 Prozent) steht dagegen bereits fest, dass er sich nach der Lehre einen neuen Arbeitgeber suchen muss.

Grundsätzlich seien die Auszubildenden in Rheinland-Pfalz aber zufrieden (74 Prozent), sagte der Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz, Dietmar Muscheid. Der Report solle dennoch dazu dienen, Missstände aufzudecken und in Gesprächen mit den beteiligten Akteuren zur Verbesserung der Qualität der Ausbildung dienen.

Auch der Umfang der von den Auszubildenden geleisteten Überstunden wurde vom DGB kritisiert. Überstunden werden viel zu oft als normal angesehen, sagte die Landesjugendsekretärin Susanne Wingertszahn.

Azubis leisten regelmäßig Überstunden

Für 42 Prozent der Auszubildenden sind regelmäßige Überstunden dem Bericht zufolge nichts Ungewöhnliches. Acht Prozent der Lehrlinge leisten sogar regelmäßig mehr als zehn Überstunden in der Woche. Über 32 Prozent bekommen die Extraarbeit jedoch weder extra bezahlt noch erhalten sie einen Freizeitausgleich. Die Erfahrung sei, dass einige Arbeitgeber die Auszubildenden nur als billige Arbeitskräfte betrachten, kritisierte Muscheid.

Knapp ein Viertel (23,8 Prozent) aller Auszubildenden arbeitet dem DGB-Bericht zufolge regelmäßig mehr als 40 Stunden in der Woche. Bei den unter 18 Jahre alten Lehrlingen sind es demnach trotz der vom Jugendarbeitsschutzgesetz vorgegebenen Begrenzung auf 40 Stunden in der Woche 20 Prozent, die diese überschreiten.

Lehrlinge beklagen mangelnde Betreuung

Probleme gibt es in vielen Betrieben offenbar auch mit der Betreuung der Lehrlinge durch ihre Ausbilder und mit der Organisation der Lehre im Betrieb. Fast die Hälfte der Auszubildenden (44,9 Prozent) gab bei der Umfrage an, sie hätten keinen Ausbildungsplan. Von denen, die einen hatten, waren über ein Drittel (37 Prozent) nur wenig oder gar nicht mit dem Inhalt vertraut.

Fast jeder fünfte Lehrling (18,8 Prozent) gab an, der für sie zuständige Ausbilder stehe am Ausbildungsplatz nur manchmal bis gar nie zur Verfügung. Und 13,1 Prozent der Berufsschüler gaben an, ihnen würden Arbeitsvorgänge nur selten oder nie erklärt.