Arbeiten für Europa: Karrierechancen bei der EU

Berlin (dpa/tmn) – Arbeitsmöglichkeiten bei den Institutionen der Europäischen Union gibt es viele: Die Bandbreite reicht vom Forscher bis zum Konferenzdolmetscher, vom Europäischen Parlament bis zum Gerichtshof.

Das Umfeld ist multikulturell: Dort arbeiten Menschen aus mehr als zwei Dutzend Ländern zusammen. Sie bringen unterschiedliche Erfahrungen mit und sprechen verschiedene Sprachen. «Und doch arbeiten sie gemeinsam für die Bürger Europas», sagt der Sprecher der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin, Carsten Lietz.

Zentrale Anlaufstelle für Bewerber ist das Europäische Amt für Personalauswahl (EPSO), das für die Auswahlverfahren von Bediensteten für die Institutionen und Agenturen der EU verantwortlich ist. Die Verfahren für Beamte werden im Amtsblatt der Europäischen Union angekündigt. Um an einem Auswahlverfahren teilzunehmen, müssen Interessenten online ein Bewerbungsformular ausfüllen und gegebenenfalls zusätzliche Unterlagen einreichen. Bewerber müssen Staatsbürger eines EU-Mitgliedstaates sein sowie gute Kenntnisse in mindestens zwei EU-Amtssprachen vorweisen können. Zusätzlich müssen sie die jeweils genannten Anforderungen in puncto Berufserfahrung und Qualifikationen erfüllen.

Die Auswahlverfahren für EU-Beamte sind umfangreich. In der Regel umfassen sie laut EPSO Zulassungstests, schriftliche Prüfungen in der Zweit- und Hauptsprache sowie eine mündliche Prüfung. Die Namen der erfolgreichen Bewerber erscheinen in einer sogenannten Reserveliste, aus der die Institutionen ihr Personal nach Bedarf auswählen. Bis zur Aufstellung dieser Liste vergeht im Schnitt ein Jahr. Die Auswahlverfahren werden allerdings neu gestaltet und gestrafft: Statt Wissen werden ab 2010 die Fähigkeiten der Bewerber bei den Prüfungen ausschlaggebend sein. Dabei wird laut EPSO die Zeit zwischen Bewerbung und Einstellung auf fünf bis neun Monate verkürzt.

Erfolgreiche Bewerber erwartet bei der EU «ein modernes, teamorientiertes und internationales Arbeitsumfeld» sowie viel Eigenverantwortung, wie Lietz erklärt. «Im Verlauf ihrer Karriere bei einer EU-Institution können sie unterschiedlichste Aufgaben wahrnehmen, sie können und müssen sich also ständig fortbilden.» Auch ein Wechsel von einer Institution zur anderen – etwa vom Europäischen Parlament zur Kommission – ist grundsätzlich möglich.

Johannes Schilling arbeitet seit zwei Jahren im Brüsseler Verbindungsbüro der Europäischen Umweltagentur (EEA), die ihren Sitz in Kopenhagen hat. «Wir arbeiten an der Schnittstelle zwischen der Wissenschaft und der Politik», erklärt der Politikwissenschaftler. «Ich arbeite viel mit der Kommission und mit dem Parlament.» Zu seinen Aufgaben gehört beispielsweise, Briefings für die EU-Parlamentarier aus den Umweltberichten der EEA zu erstellen. «Meine Ansprechpartner kommen aus ganz Europa», sagt der 29-Jährige.

Erste Brüsseler Erfahrungen hat er nach dem Studium in Potsdam und Paris während eines fünfmonatigen Praktikums bei der Kommission gesammelt – ein Schritt auf dem Weg zum EU-Job, der sich gelohnt hat: «Nach meinem Praktikum hatte ich ein recht gutes Bild darüber, wie die Institutionen funktionieren», sagt er. Vor seiner Anstellung musste er noch das Auswahlverfahren bestehen. «Man muss sich frühzeitig vorbereiten», rät Schilling.