Arbeiten im Ausland muss gut vorbereitet werden

Bonn/Hamburg (dpa/tmn) – Ein halbes Jahr in Paris jobben, dann ein paar Monate in Australien und anschließend noch in den USA. Längere Auslandsaufenthalte gelten heute als fast schon normal.

Niko Resch, gerade ausgelernter Bürokaufmann aus München, will diesen Traum für sich verwirklichen – wie Hunderttausende andere Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen jedes Jahr auf Zeit ins Ausland gehen und dort ihren Lebensunterhalt verdienen.

Dabei gilt allerdings der eindringliche Rat von Experten, sich vor einem Auslandsaufenthalt gründlich über die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten und mögliche bürokratische Hürden zu informieren. So erfuhr Niko Resch, dass er mit seinem beruflichen Background in Australien nur mit Aushilfsjobs in der Landwirtschaft, Gastronomie oder Tourismus rechnen kann. «Ein Freund, der in den USA war, hat mit Glück gerade einmal zehn Dollar – etwa sieben Euro – pro Stunde als Küchenhelfer bekommen», erzählt der junge Kaufmann enttäuscht. Er will nun erst einmal in Deutschland arbeiten und später versuchen, einen möglichst gut bezahlten Job auf Zeit im Ausland zu finden.

Auslandsaufenthalte sind schon früh möglich. «Im vergangenen Jahr wurden etwa 24 000 junge Auszubildende von ihren Arbeitgebern vorübergehend in andere Länder geschickt», sagt Esther Hartwich, Bildungsexpertin beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHT) in Berlin, «die Hälfte von ihnen mit öffentlicher Förderung.» Die Zahlen der Azubis aus allen Branchen steigen.

Mehr als 9000 Arbeitssuchenden hat die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) im vergangenen Jahr einen Job im Ausland verschafft. «Es waren vor allem Fachkräfte aus Bauberufen, an zweiter Stelle standen Köche», erklärt Beate Raabe, Pressesprecherin der ZAV in Bonn. «Auch ältere Arbeitssuchende können gut vermittelt werden.» Details über die Bedingungen in den einzelnen Ländern stehen im Internet unter «europa.eu/eures».   

Im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) arbeiten mehr als 10 000 Fachkräfte aller Welt. «Gefragt sind Akademiker mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung. Bewerber dürfen gern auch älter als 50 Jahre sein», erläutert Hans Stehling von der GTZ in Eschborn. «Sie arbeiten als Berater und Experten.» Das Gehalt für Einsteiger liegt bei etwa 40 000 Euro steuerfrei im Jahr, dazu kommen noch Zusatzleistungen. Erfahrene Topleute können mit etwa 7000 Euro rechnen.

Für Auslandseinsätze sucht der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) vor allem Betriebswirte, Agraringenieure und Soziologen für befristete Zeiträume. «Wir zahlen ein Unterhaltsgeld und Sachleistungen zur Sicherung des Lebensbedarfs», erklärt Maria Ehrke-Hurtado in der DED-Zentrale in Bonn. Der steuerfreie Betrag liegt derzeit bei 1322 Euro in der untersten Kategorie. Dazu kommen freie Wohnung, Sozialleistungen, Versicherungen sowie Hilfen bei der Rückkehr aus dem Ausland.

Größere Verdienstmöglichkeiten machen vor allem die Schweiz und Skandinavien zu begehrten Zielen. «Doch sollte man nicht vergessen, dass auch die Lebenshaltungskosten höher sind», gibt Raabe zu bedenken. Unter anderem verließen mehr als 3000 Ärzte im vergangenen Jahr Deutschland. «Leistungsgerechtere Bezahlung und attraktivere Arbeitsbedingungen», nennt Rudolf Henke vom Vorstand der Bundesärztekammer in Berlin als Gründe.

So wundert es nicht, dass viele angehende Manager und Fachkräfte der höheren Ebene frühzeitig Auslandspraktika absolvieren oder sogar eine befristete Beschäftigung annehmen. Diese Erfahrungen im Umgang mit Menschen und Kenntnisse fremder Sprachen erleichterten auf jeden Fall den Aufstieg in Führungspositionen eines Unternehmens, raten die Industrie- und Handelskammern. Viele Unternehmen sorgen inzwischen dafür, dass ihre Mitarbeiter Auslandserfahrung bekommen und schicken sie entweder in eigene Niederlassungen oder zu Geschäftspartnern. Interessenten sollten in diesen Fällen die jeweilige Personalabteilung ansprechen.

Geld steht nicht immer im Mittelpunkt der Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt, erzählt Beate Raabe. Manchmal geht es auch um romantische Gefühle: «Die ZAV vermittelt auch Arbeitskräfte, die der Liebe wegen ins Ausland gehen wollen, weil der Partner oder die Partnerin dort leben.»