Arbeitsmarkt trotzt der Krise

Die internationale Schuldenkrise kann dem deutschen Arbeitsmarkt bislang nichts anhaben.

Im November sank die Zahl der Menschen ohne Job auf 2,713 Millionen. Damit waren 24.000 Menschen weniger auf Arbeitssuche als im Vormonat, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Die Quote ging um 0,1 Punkte auf 6,4 Prozent zurück.

Die Aufwärtsentwicklung des Arbeitsmarkts bietet zunehmend Chancen für Menschen, deren Qualitäten erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind, sagte die Chefin der BA-Regionaldirektion in Düsseldorf, Christiane Schönefeld. So spürten die Beratungskräfte, dass in den Betrieben die Akzeptanz gewachsen sei, auch Arbeitslose zu erproben, die vor einem Jahr nicht in die Auswahl einbezogen worden wären.

Im November konnten daher auch fast alle Personengruppen von der guten Entwicklung auf dem NRW-Arbeitsmarkt profitieren. Besonders stark sank erneut die Zahl der jungen Arbeitslosen. 59.973 Menschen unter 25 Jahren waren im November auf Jobsuche und damals erstmals weniger als 60.000.

Insgesamt waren an Rhein und Ruhr im November gut 681.000 Menschen arbeitslos gemeldet und damit 1,5 Prozent weniger als im Oktober. Dies sei ein unerwartet deutlicher Rückgang, hieß es. Die Quote sank innerhalb eines Monats von 7,7 auf 7,6 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 8,1 Prozent.

Vor allem Teilzeitbeschäftigung nimmt zu

Positiv entwickelte sich auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Sie erreichte im September den Stand von 6,089 Millionen. Nach Angaben der Regionaldirektion war das der höchste September-Stand seit 20 Jahren. Damals hatte die deutsche Wiedervereinigung für einen Wirtschaftsboom gesorgt. Ganz vergleichbar sind die Zahlen von damals und heute allerdings nicht. Denn in den vergangenen 20 Jahren wurde die Teilzeitarbeit ausgeweitet, so dass damals noch mehr Menschen als heute Vollzeit beschäftigt waren.

Der DGB beurteilt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt daher auch nur eingeschränkt positiv. Die guten Nachrichten könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Großteil der neu entstandenen Stellen prekäre Beschäftigungsverhältnisse seien, sagte der DGB-Landesvorsitzende Andreas Meyer-Lauber. Vor allem Frauen seien die Leidtragenden dieser Entwicklung. Immer mehr Frauen erleben, wie ihre Arbeitsplätze in immer kleinere Portionen aufgeteilt werden, sagte der DGB-Landeschef. Nur etwa zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in NRW arbeiteten Vollzeit. Die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten und zwei Drittel der Mini-Jobberinnen gäben an, gerne mehr arbeiten zu wollen.

Gerade vor dem Hintergrund des nahenden Fachkräftemangels sei es unverantwortlich, Frauen in unsichere und prekäre Beschäftigungsverhältnisse abzudrängen und ihre Potenziale ungenutzt zu lassen, mahnte Meyer-Lauber. Wenn wir die strukturelle Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt effektiv bekämpfen wollen, muss der Niedriglohnsektor eingedämmt und atypische Beschäftigung rigoros zurückgefahren werden, forderte er.