Auch Schauspieler brauchen eine Ausbildung

Stuttgart/Berlin (dpa/tmn) – Auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten, ist der Traum vieler junger Menschen. Der Weg dahin führt in der Regel über eine Ausbildung an einer Schauspielschule.

Die Lehrpläne der staatlichen und der staatlich anerkannten privaten Schulen unterscheiden sich nur wenig. Dennoch haben die staatlichen bei den Theatern den besseren Ruf. «Sie wissen, dass wir niemanden aus finanziellen Gründen nehmen müssen, sondern sehr genau aussuchen können», erklärt Prof. Franziska Kötz, Leiterin der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Studenten der privaten Schauspielschulen müssen monatlich einige hundert Euro zahlen, die staatlichen kosten nichts. Hier fallen allenfalls Studiengebühren an.

In Stuttgart sind das 500 Euro pro Semester, die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin erhebt keine Studiengebühren. Der Ansturm auf die staatlichen Schulen ist groß. Für die 8 Studienplätze an der Stuttgarter Hochschule gab es beim jüngsten Vorsprechen 500 Bewerber. Zum Vorsprechen müssen die Bewerber drei selbst erarbeitete Rollen einstudieren. Wer bei einer Schule angenommen wurde, hat während seiner Ausbildung Rollenunterricht, Sprecherziehung, Stimmbildung und Theatertheorie.

Jährlich verlassen rund 200 Absolventen die 15 staatlichen Schauspielschulen. Von den staatlich anerkannten privaten Schulen sind es mindestens noch einmal so viele, sagt Rüdiger List, zuständig für die Künstlervermittlung bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit in Hamburg. Auch in anderen Städten helfen ZAV-Einrichtungen Künstlern, Engagements zu finden. Die ZAV vermittelt die Schauspieler auch an Film und Fernsehen, als Synchronsprecher oder für die Werbung.

Junge Schauspieler bis Mitte 30 bilden die größte Gruppe an seiner von der Agentur für Arbeit geförderten Theaterstätte, sagt Lothar Schwind, Leiter der Kunstbühne Bugenhagen in Hamburg. Hier sind für mindestens zehn Monate ausschließlich Schauspieler beschäftigt, die ALG-II erhalten. Es werden Theaterstücke geprobt und vor Publikum aufgeführt. Die Künstler sollen so ihre Spielpraxis behalten, eine Chance auf eine Stelle bekommen. Zu den großen Produktionen der Kulturbühne kommen auch Regisseure auf der Suche nach Schauspielern. «Der Markt ist eng», sagt Schwind.

«Um erfolgreich zu sein, genügen Talent und Fleiß allein oft nicht», sagt Peter Jordan. Etwas Glück gehört auch dazu. Der 41-Jährige hat erst mit 24 Jahren seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg aufgenommen. Heute steht er in den großen Häusern wie dem Thalia-Theater in Hamburg und dem Schauspielhaus Bochum auf der Bühne, tritt als Tatort-Kommissar vor der Fernsehkamera auf und ist in Kinofilmen wie «Dorfpunks» zu sehen.

Angefangen hat er in kleinen Theatern, dann in mittelgroßen wie dem Theater Rostock gespielt. «An kleineren Häusern haben auch unbekannte Schauspieler die Chance, große Rollen zu spielen», sagt Jordan. Deshalb sollte niemand ewig auf ein Engagement an einem großen Theater warten. «Letztlich ist entscheidend, überhaupt auf der Bühne zu stehen», erklärt der Schauspieler.