Aus der Not heraus promovieren geht leicht daneben

Berlin/Bonn (dpa/tmn) – Studenten fangen nach dem Abschluss besser keine Doktorarbeit an, bloß weil sie keinen Job finden. Die Promotion sollte keine «Verlegenheitslösung» sein, warnt Prof. Oliver Günther von der Humboldt-Universität in Berlin.

Sie eigne sie auch nicht als Beschäftigung bei drohender Arbeitslosigkeit. Denn ohne ernsthaftes wissenschaftliches Interesse sei die Gefahr des Scheiterns groß, erläutert der Wirtschaftswissenschaftler in der Zeitschrift «Forschung & Lehre».

Vielmehr sollten sich Promotionskandidaten überlegen, ob es sie reizt, sich für lange Zeit in ein wissenschaftliches Problem zu vertiefen. Ziel müsse dabei sein, etwas wirklich Neues herauszufinden, erläutert Günther, der zehn Jahre lang in einem Graduiertenkolleg tätig war. Wichtig sei auch die Bereitschaft, Aufsätze zu schreiben und Vorträge zu halten, um sich in der Forschung einen Namen zu machen.

Wer später nicht als Wissenschaftler arbeiten will, überlegt sich besser zweimal, ob er promoviert oder nicht. So sei der Doktorgrad für eine Industriekarriere in Deutschland kaum mehr erforderlich, sagt Günther. Die Mehrheit der heutigen DAX-Vorstände zum Beispiel habe keinen Doktor gemacht.