Bei Studienwahl nicht nur nach Uni-Rankings gehen

Düsseldorf/Berlin (dpa/tmn) – Rot, gelb, grün. Diese drei Ampelfarben zeigen in Uni-Rankings an, ob eine Hochschule zu den Tops oder Flops der Bildungsstätten in Deutschland gehört.

Allein danach sollten Schulabgänger bei der Studienwahl aber nicht gehen – denn der Rangplatz einer Uni sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, ob sie zu den individuellen Wünschen eines Bewerbers passt.

Ranglisten machen Deutschlands Hochschulen zu Siegern oder eben zu Verlierern. Aber hilft das wirklich bei der Entscheidung, welche für einen die Richtige ist? Und können drei Farben das leisten? Ja, sagt Cort-Denis Hachmeister. Er arbeitet am wohl bekanntesten Uni-Test Deutschlands mit, dem Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. «Wir können die schwierige Wahl des Studienortes für die angehenden Studenten vorstrukturieren.» Hierzu würden im CHE-Ranking die Rahmenbedingungen einzelner Fächergruppen an den einzelnen Hochschulen bewertet.

Betreuung, Organisation, Forschungsgelder, Bibliotheksausstattung – all diese Faktoren misst das CHE-Ranking. Dazu fordern die Mitarbeiter Daten von den Fachbereichen an, so zum Beispiel die Höhe der Drittmittel für Forschungsprojekte. Aber auch die Studenten an den Universitäten werden befragt. Alle Daten zusammen geben Auskunft über die Situation der Uni: Ist sie in der Spitzengruppe, im Mittelfeld oder unter den Schlusslichtern – grün, gelb oder rot?

Die Inhalte der Lehre werden bei diesem Ranking, das jährlich erscheint, nicht in die Bewertung miteinbezogen. Deshalb sollten Rankings nicht überbewertet werden, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk (DSW) in Berlin. «Gute Forschungsergebnisse geben noch lange keine Auskunft darüber, wie gut die Lehre an einer Hochschule wirklich ist. Rankings können immer nur Teilaspekte abbilden.» Vielmehr sei zu überlegen: Welche Uni passt eigentlich zu mir?

Grob sieht Rankings als eine von vielen Hilfestellungen bei der Wahl der Universität. Trotzdem müssten Studenten eine kritische Distanz zu ihnen gewinnen. «Jeder Student sollte sich als Erstes nach seinen eigenen Bedürfnissen fragen. Wo will ich studieren? Was interessiert mich? Welche Chancen habe ich danach auf dem Arbeitsmarkt?» Das könne ein Ranking nicht leisten. Das A und O sei dagegen eine gute Studienberatung – auch zur Frage, wie Hochschüler die Zeit an ihrem Studienort finanziell überbrücken.

Mit den Chancen auf dem Arbeitsmarkt beschäftigt sich das Ranking der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschriften «Junge Karriere» und «Wirtschaftswoche». Dabei werden jährlich 5000 Fragebögen an Personalchefs verschickt, die Deutschlands Universitäten und Fachhochschulen aus ihrer Sicht beurteilen. «Gerade für Studenten, die kurz vor dem Abschluss stehen, ist es interessant zu sehen, wie ihre Universität in der Arbeitswelt dasteht. Wer hat wo bessere Chancen? Worauf achten Personaler am meisten?», erklärt «Junge Karriere»-Redakteurin Carola Sonnet das Konzept des Rankings.

Es ist längst nicht so umfassend wie das CHE-Ranking, dennoch bietet es eine weitere Orientierungshilfe für Studenten. So lässt sich der Rangliste entnehmen, wie qualifiziert beispielsweise Abgänger der Uni München aus Sicht der Unternehmen sind.

Nach Angaben von CHE-Mitarbeiter Hachmeister ist auch der Ruf der Universität ein ausschlaggebendes Merkmal bei der Studienwahl. «60 Prozent der Studienanfänger geben an, dass der gute Ruf wichtig für ihre Entscheidung ist. Deshalb fließt in unserem Ranking die Forschungsreputation in die Bewertung ein.» Kein ganz objektives Kriterium – immerhin werden dafür Professoren um ihre Meinung gebeten. «Die Meinung aller Professoren hat aber eine gewisse Aussagekraft. Der Hintergrund ist einfach, die harten Fakten mit dem Ruf der Uni zu kontrastieren.»

Ein endgültiges Bild der deutschen Hochschullandschaft kann wohl keines der beiden Rankings erreichen. Auch nicht die vielen anderen, die sich mit weiteren Teilaspekten beschäftigen. Wie viel Sinn macht es also letztendlich, sich an Rankings zu orientieren? «Auf keinen Fall sollte man seine Entscheidung nur davon abhängig machen», sagt Hachmeister. Davon ist auch Carola Sonnet überzeugt. «Es geht auch darum, den Unis zu zeigen, wo sie Verbesserungspotenzial haben.»

Auch unter den Hochschulen sind Rankings aber umstritten: Die Sieger feiern sie regelmäßig, die Verlierer zweifeln an deren Methodik. Doch ob eine Uni nun zu den Tops oder Flops in einer Rangliste zählt, klar dürfte sein: Am Ende zählt nicht nur die Anzahl der zur Verfügung stehenden Räume oder die Höhe der Drittmittel. «Es zählen die persönlichen Prioritäten», sagt Stefan Grob. Sind die Methoden des Rankings transparent, könne es eine Orientierungshilfe sein. Neben der Studienberatung, den Eltern, Geschwistern, Freunden – und nicht zuletzt dem eigenen Bauchgefühl.