Berufsanfänger sollten über den Tellerrand schauen

Berlin (dpa/tmn) – Die Chancen für junge Berufseinsteiger waren schon besser. Die Arbeitslosenzahl ist im August noch einmal auf 3 472 000 gestiegen, ein Plus von 276 000 im Vergleich zum Jahr davor.

«Für frisch Ausgebildete wird es etwas schwieriger, übernommen zu werden oder eine Stelle zu finden», sagte Achim Dercks vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Andererseits mache sich die demografische Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Viele Unternehmen seien auf der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs, sagte der stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer.

Weil in manchen Branchen Betriebe Schwierigkeiten haben, alle Ausbildungsplätze zu besetzen, setzten die Unternehmen auf alternative Wege, sich qualifiziertes Personal zu sichern. Dazu gehöre auch, Berufsanfänger einzustellen. «Das verbessert deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.» Dass nicht alle Azubis übernommen werden, sei auch in anderen Jahren so: «Die Übernahmequote liegt in der Regel um 60 Prozent.» Einer der Gründe dafür ist Dercks zufolge, dass sich viele Jugendliche nach der Ausbildung entscheiden, nicht im Betrieb zu bleiben, sondern stattdessen zur Bundeswehr zu gehen, ein Studium zu beginnen oder in einen anderen Betrieb zu wechseln.

Es sei allerdings davon auszugehen, dass die Quote in diesem Sommer niedriger liegt als sonst. In manchen Branchen wie dem Einzelhandel, der Nahrungsmittelindustrie, der Medizintechnik und in vielen Dienstleistungsberufen sei die Chance auf eine Übernahme noch vergleichsweise gut. In anderen, von der Krise stärker getroffenen, überlegten Betriebe eher, ob das in diesem Sommer möglich ist.

Die Chancen auf eine Stelle wächst nach Dercks Überzeugung mit dem Blick über den Tellerrand: Während junge Arbeitnehmer für eine Stelle in den vergangenen Jahren oft von Ost nach West zogen, kann in diesem Sommer auch die Gegenrichtung vielversprechend sein: In Ostdeutschland suchten viele Betriebe durchaus Nachwuchs, sagte Dercks. Wer nach seiner Ausbildung befürchtet, in seiner Branche keinen Arbeitsplatz zu finden, sollte außerdem überlegen, ob auch andere Branchen in Betracht kommen.

Realistischerweise müssten junge Berufsanfänger allerdings damit rechnen, häufiger als in früheren Jahren zunächst eine befristete Stelle zu bekommen. «Aber sie sollten das als Chance sehen. Wer in der Krise eine befristete Stelle bekommt, hat damit die Aussicht auf eine spätere feste Stelle.»