Einstellungstests: Viele sind absichtlich zu lang

Bochum (dpa/tmn) – Umfangreiche Einstellungstests sollten Bewerber nicht zur Verzweiflung bringen. Solche Tests seien absichtlich so konzipiert, dass die Kandidaten nicht fertig werden, erklärte Test-Experte Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum.

«Dass jemand wirklich alle Aufgaben löst, kommt in der Regel nicht vor.» Am messgenauesten seien solche Tests nämlich, wenn der durchschnittliche Bewerber etwa die Hälfte der Fragen schafft. Das erhöht für die Unternehmen die Vergleichbarkeit der Bewerber.

Dass immer mehr Unternehmen Einstellungstest machen, liege daran, dass die Schulformen und Zeugnisse kaum noch vergleichbar seien, sagt Hossiep. «Dass von den schulischen Leistungen nur noch schwer auf die tatsächliche Leistung geschlossen werden kann, hat in den letzten Jahren stark zugenommen.» Überraschend ist, dass auch immer mehr kleine Unternehmen Einstellungstest machen. Während Banken zig Anwärter für eine Stelle haben, müssten sich kleine Betriebe bei der Vergabe sicher sein.

«Das Unternehmen ist besonders darauf angewiesen, dass die Ausbildung erfolgreich verläuft», erklärt Hossiep. Ein Kandidat, der nach zwei Jahren scheitert, sei für den Betrieb sehr unglücklich. «Wer nur wenige Azubis ausbildet, kann sich einen Fehlgriff nicht erlauben.» Am weitesten verbreitet seien heute Intelligenztests, die verschiedene Aspekte kombinieren. Diese sogenannten Testbatterien prüfen neben Allgemeinwissen sprachliche, logische und rechnerische Fähigkeiten.

Für die Tests könnten Bewerber kaum üben. Trotzdem sollten sie sie nicht zu locker angehen, rät der Test-Experte. «Wenn es losgeht, muss man voll da sein.» Es gehe vor allem um Tempo und Leistung. Die Frage sei, wie schnell ein Bewerber wie viele Aufgaben schafft. Gerade bei Ausbildungsbewerbern werden die Tests meistens in der Gruppe gemacht. Abschreiben sollten die Kandidaten trotzdem nicht. Besser sei es, sich voll und ganz auf seine eigenen Aufgaben zu konzentrieren.