Experte: Rivalität von Jungen nicht unterdrücken

Münster (dpa) – Das Konkurrenzdenken von Jungen sollte im Sportunterricht nach neuen Erkenntnissen des Sportwissenschaftlers Nils Neuber vom Arbeitsbereich Sportdidaktik an der Universität Münster nicht unterdrückt werden.

«Damit kommen wir nicht weit, weil viele Jungen gerne gewinnen wollen. Das ist der Reiz, warum sie sich nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Fächern engagieren», sagte Neuber.

Er ist der Leiter des Projekts «Förderung von Jungen durch Bewegung, Spiel und Sport». Gemeinsam mit 16 Studenten der Universität Münster hat Neuber gezielt Sportstunden für Jungen entwickelt. In den vergangenen Monaten wurden seine Ideen an Schulen und Kindergärten in Westfalen in die Praxis umgesetzt.

Aufgrund seiner Beobachtungen in den Sportstunden sprach sich der Experte dafür aus, vermeintliche Defizite von Jungen gezielt in den Sportunterricht einzubinden. Lange habe man angenommen, dass Jungen durch Sport «keine Gefühle ausdrücken können und nur gewinnen» wollen. «In unserer Gesellschaft braucht man aber beides», so Neuber.

Eine dauerhafte Trennung von Jungen und Mädchen im Sport befürwortet der Pädagoge jedoch nicht. «Es geht darum, dass Sportunterricht soziale Kompetenzen vermitteln soll. Das geht nur im Miteinander», sagte Neuber. Bei «sehr geschlechtstypischen» Sportarten wie Fußball oder Tanzen könne eine zeitweise Trennung hingegen sinnvoll sein. Dann empfehle er männliche Sportlehrer für die Jungen. «Sie brauchen jemanden, bei dem sie positiv sehen können: Das ist männlich. Ein Lehrer, der gleichzeitig Fußball spielt und tanzt – das ist das Idealbild von einem Pädagogen.»