Fast jeder Zweite geht krank zur Arbeit

Gütersloh (dpa) – Kranke Arbeitnehmer sollten vernünftig sein und zu Hause bleiben. Anderenfalls bestehe das Risiko, dass sie ihre Krankheit verschleppen oder Kollegen anstecken.

Auch die Frage, ob der Arbeitgeber tatsächlich davon profitiert, wenn sich Mitarbeiter aus Pflichtgefühl krank zur Arbeit schleppen, sei umstritten, sagt Juliane Landmann von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh: Es gebe Studien, die darauf hinweisen, dass Unternehmen auf lange Sicht mit Blick auf die Produktivität nicht davon profitieren.

Die Realität sieht allerdings anders aus: 42 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind in den vergangenen zwölf Monaten zweimal krank zur Arbeit gegangen. Bei Selbstständigen ist der Anteil mit 52 Prozent dabei deutlich niedriger als bei abhängig Beschäftigten mit 78 Prozent. Das ergab eine Erhebung für den «Gesundheitsmonitor 2009» der Stiftung. Offensichtlich sei die Angst weit verbreitet, am Arbeitsplatz unangenehm aufzufallen, sagte Landmann. Das ist aber kein neuer Trend, der sich auf die aktuelle Wirtschaftskrise zurückzuführen ließe: Die Daten wurden bereits im Herbst 2008 erhoben.

Die Bereitschaft, bei Krankheit zu Hause auf dem Sofa zu bleiben oder sich ins Bett zu legen, hängt offensichtlich ganz wesentlich von der Unternehmenskultur ab und nicht zuletzt vom Verhalten der Vorgesetzten: Je besser das Betriebsklima, desto vernünftiger werde mit dem Thema Krankheit am Arbeitsplatz umgegangen, so die Stiftung. Wichtig sei, dass der Vorgesetzte in dieser Hinsicht ein klares Signal aussende und seinen Mitarbeitern vermittle, dass sie nicht krank zur Arbeit kommen sollen. Zwei Drittel der Befragten gaben an, sie handelten aus Pflichtgefühl so – oder aus der Angst, dass sonst schlicht zu viel Arbeit liegen bleibt.