Fehler als Chance: Ohne sie ist Lernen unmöglich

Hannover (dpa/tmn) – Fehler gelten zu Unrecht als Makel und werden Experten zufolge in der Berufswelt oft zu gering geschätzt. «Sie sind ein Teil von Lernvorgängen und können eine Chance sein», sagte Prof. Werner Deutsch, Entwicklungspsychologe an der Universität Braunschweig.

Die verbreitete Vorstellung, Fehler müssten einfach nur «ausgemerzt» werden, sei daher falsch. Manchmal seien sie sogar die Voraussetzung für Innovationen, weil ein Fehler sich unerwartet als die bessere Variante als die bisher praktizierte erweist, sagte der Experte bei der Bildungsmesse Didacta (10.-14. Februar) in Hannover.

Ein Beispiel dafür sei die sogenannte V-Stellung beim Skispringen. Erst durch einen zufälligen Fehler sei entdeckt worden, dass Skispringer damit noch weitere Distanzen schaffen. «Fehler können also zur Optimierung von Handlungsverläufen führen», sagte Prof. Deutsch. Fast automatisch reagiere das menschliche Gehirn auf Fehler. In der Werbung werde dies – etwa durch absichtliche Fehler in der Schreibweise eines Wortes – ausgenutzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. «Unser Gehirn ist sensibel dafür und reagiert darauf.»

Weil Fehler für Aufmerksamkeit sorgen, führen sie aber auch zu Interaktion – werden sie bemerkt, wird darüber gesprochen. «Sie regen dazu an, eine Situation gemeinschaftlich zu meistern», so der Experte. Wenn Fehler auffallen, sollten sie nie zum Anlass von herablassender Kritik sein. «Hinweise auf Fehler müssen immer so sein, dass der andere sein Gesicht wahren kann», lautet die Empfehlung des Psychologen. Schließlich mache jeder Fehler: «Kein Mensch ist fehlerfrei, und damit lässt sich auch gut leben.»