Ferne oder Heimat? Tipps zur Wahl des Studienortes

Flensburg/Berlin (dpa/tmn) – Eine Universitätsstadt mit Tradition, eine Metropole oder lieber etwas in der Heimat? Wenn es um ihren Studienort geht, haben angehende Hochschüler oft die Qual der Wahl.

Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig auf die Suche nach der passenden Stadt zu machen – am besten schon vor dem Abschicken der Bewerbungen um einen Studienplatz. Denn wenn Studienanfänger sich nicht wohlfühlen in ihrer neuen Umgebung, sind das schlechte Voraussetzungen für einen gelungenen Unistart.

Ein Umzug bedeutet nicht nur einen praktischen Aufwand. Wer für sein Studium an einen neuen Ort zieht, muss damit rechnen, dass die Eingewöhnung eine Weile dauert. Isabella-Dorothée Feick kennt das: Die gebürtige Hessin studiert im sechsten Semester International Management an der Universität Flensburg in Schleswig-Holstein. Die nordische Art bereitete der 25-Jährigen anfangs Probleme. «Doch heute habe ich dort ein neues Zuhause gefunden», erzählt sie.

Feick gehört allerdings zu einer Minderheit unter den deutschen Studenten. Denn die meisten bleiben lieber in der Nähe ihres Heimatortes. «Nur 15 Prozent wechseln für das Studium das Bundesland», sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk (DSW) in Berlin. Rund 23 Prozent der Studenten wohnen sogar noch im «Hotel Mama». Die räumliche Nähe zu Verwandten oder Freunden zum entscheidenden Kriterium zu machen, hält er aber für falsch. «Wenn die Uni woanders besser ist, sollte man den Wohnort verlassen.»

Welcher Studienort zu einem passt, hängt auch von den persönlichen Erwartungen an die Hochschule ab. «Für viele ist es ein wichtiges Anliegen, an einer überschaubaren Hochschule mit einer guten Betreuungssituation zu studieren», sagt Christoph Heine vom Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover. Massen-Unis zögen Studenten dagegen oft wegen des großstädtischen Umfelds an.

«Der Suchprozess sollte schon in der Oberstufe beginnen», rät Heine. Seiner Ansicht nach gehen viele angehende Studenten bei der Ortswahl nicht sorgfältig genug vor – dabei sei dies wegen der zunehmenden Differenzierung der Studienangebote mehr denn je erforderlich. «Unter anderem auf diese Weise kommen die hohen Abbrecherquoten und die Unzufriedenheit vieler Studenten zustande.»

Auch Probevorlesungen, Tage der offenen Tür oder Programme zur Selbsteinschätzung – sogenannte Self-Assessments – könnten bei der Entscheidungsfindungen helfen, rät Cort-Denis Hachmeister vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. Kommen mehrere Studienorte in die engere Auswahl, sei es sinnvoll, hinzufahren und sich die Städte anzusehen. «So kann man herausfinden, ob man sich vorstellen kann, die nächsten Jahre dort zu leben.»

Wer beliebte Fächer wie Medizin oder Biologie studieren will, hat oft allerdings keine Möglichkeit, sich eine Stadt auszusuchen. Denn ein Großteil der Studienplätze wird von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund vergeben. Wünsche dürfen die Bewerber aber auch dort angeben. «Beliebt sind Metropolen wie Hamburg oder Berlin und traditionelle Hochschulorte wie Heidelberg, Würzburg oder Tübingen», sagt ZVS-Sprecher Bernhard Scheer.

Weniger begehrt sind dagegen Studienorte in den neuen Bundesländern. «Die gelten in vielen Köpfen immer noch als ferner Osten, manchmal sogar als &Dunkeldeutschland&», kritisiert Heine vom HIS. Dabei hätten viele ostdeutsche Hochschulen überdurchschnittliche Studienbedingungen zu bieten. «Oft sind sie sehr gut ausgestattet, weil sie nach der Wende neue Gebäude bekommen haben», erklärt Hachmeister vom CHE. Zudem sei es dort wegen der geringeren Nachfrage oft einfacher, einen Studienplatz zu ergattern.

Wer fürs Studium den Ort wechselt, kann damit auch im Berufsleben punkten. «Man macht sich interessant, weil man mehr Weitblick hat», sagt Hachmeister. Und DSW-Sprecher Grob ergänzt: «Wenn nicht zum Studieren, wann kann man dann aus dem gewohnten Trott heraustreten?» Dass es vielen zunächst schwerfällt, sich in einer neuen Stadt einzuleben, findet er normal. «Heimweh gehört zu einem gesunden Ablösungsprozess dazu.» Und wenn die Sehnsucht zu groß wird, könnten Studenten immer noch ein paar Tage Urlaub im «Hotel Mama» einlegen.