Forscher: Deutsche Sprache lebendig wie nie

Jena (dpa) – Die deutsche Sprache ist nach Ansicht des Jenaer Sprachwissenschaftlers Hans Barkowski durch englische Ausdrücke nicht gefährdet, sondern wird belebt.

«Deutsch hat durch englische Wörter an Ausdrucksfähigkeit gewonnen», sagte Barkowski. «Der deutsche Wortschatz ist seit Goethe stets gewachsen und heute so groß wie noch nie.» Es sei daher falsch, Ängste vor dem Aussterben oder der Überfremdung des Deutschen zu schüren. Barkowski ist Präsident der Internationalen Deutschlehrer-Tagung (3. bis 8. August) in Jena, zu der rund 3000 Pädagogen erwartet werden.

Sie werden sich auf der Tagung auch mit der angeblichen Überfremdung der Sprache beschäftigten. «Die englischen Wörter werden nicht einfach übernommen sondern eingedeutscht», erklärte Barkowski, der auch den «Beirat Sprache» des Goethe-Instituts leitet. «Wir sagen ja nicht: Ich chat, sondern: Ich chatte. Nicht das Deutsche wird gedenglischt, sondern das Englische eingedeutscht.» Das sei sinnvoll, denn bei der rasanten Entwicklung der globalisierten Welt würden neue Dinge häufig in anderen Ländern benannt. «Überlegen sie sich doch einmal ein deutsches Wort für Computer. Das ist Unsinn. Das würde die Sprache nicht erweitern, sondern verhunzen.»

Dass Deutsch nicht gefährdet sei, zeige auch die Verbreitung der Sprache, sagt Barkowski. «Deutsch wird weltweit von mehr als 200 Millionen Menschen gesprochen. Damit gehört Deutsch zu den 11 meist gesprochenen Sprachen.» Rund 17 Millionen Ausländer lernten derzeit Deutsch. Dass sich Menschen damit schwerer tun als mit anderen Sprachen, hält der Fachmann für ein Vorurteil. «Sprachenlernen ist immer Begegnung von Muttersprache und Fremdsprache.»

Um Ausländer von der Qualität der deutschen Sprachen zu überzeugen, greift Barkowski immer auf ein Argument zurück. «In keiner Sprache kann man so schön komplexe Sachverhalte ausdrücken. Deutsch erlaubt dank einem großen Wortschatz und einer variablen Grammatik eine sprachliche Vielfalt wie keine andere Sprache.» Das zeige sich auch an einer anderen Tatsache: «In keine Sprache wird so viel übersetzt, wie in das Deutsche.» Auf der Konferenz in Jena kommen Deutschlehrer aus 116 Ländern für sechs Tage zusammen. Das Motto lautet «Deutsch bewegt die Menschen – weltweit».