«Go Ahead!»: Studenten helfen in Südafrika

Bremen (dpa) – Als Jan Bildhauer 2005 das erste Mal südafrikanischen Boden betritt, ist er voller Idealismus: «Ich war einer der Zivis, die dachten, sie können die Welt verändern.»

Er arbeitet ein Jahr lang in einem Kinderdorf für Aidswaisen, kümmert sich um Babys, betreut Kinder bei ihren Hausaufgaben und ist ihr «Hausvater». Zurück in Deutschland gründet er zusammen mit anderen ehemaligen Freiwilligen und Studenten die Hilfsorganisation «Go Ahead!» (deutsch: «Geh voran!»). Im März hat er sich in Südafrika die Projekte angeschaut, die «Go Ahead!» in den zwei Jahren seit der Gründung unterstützt hat.

«&Go Ahead!& ist eine Hilfsorganisation von jungen Menschen für junge Menschen», sagt Bildhauer. Ein Beweis, dass junge Menschen sich engagieren wollten und etwas verändern könnten. Zusammen mit anderen Freiwilligen beschließt er, dass ihr Engagement nach dem Freiwilligendienst nicht zu Ende sein soll. «Ein Schlüsselerlebnis war, als ich ein gleichaltriges Mädchen im letzten Stadium von Aids gesehen habe. Das war ein Schock, wo doch das ganze Leben eigentlich noch vor einem liegt.»

Jan Bildhauer studiert heute in Bremen und ist Vorsitzender von «Go Ahead!». Die Organisation hat mittlerweile 300 Mitglieder – zumeist jung und studentisch – und ein Spendenaufkommen in sechsstelliger Höhe. Vorschulprogramme, Patenschaften, Lernzentren und Kleinstkreditprogramme für Frauen werden von der Organisation unterstützt. Vor allem in ländlichen Regionen, in denen nur wenige andere Organisationen aktiv sind, arbeiten sie mit lokalen Partnern zusammen und stellen neue Projekte auf die Beine. Der Schwerpunkt liegt auf Bildungsprojekten. Dabei setzen sie auf zwei anerkannte einheimische Organisationen, die die Lage vor Ort kennen.

Von der Idee bis zur Gründung von «Go Ahead!» verging ein Jahr. Zweimal änderten sie ihre Richtung, suchten Mitstreiter und Sponsoren, erzählt Bildhauer. Eine Rechtsanwältin, Mitarbeiter von anderen Organisationen und ein Internetdienstleister halfen den Studenten schließlich, ihre eigene Organisation zu gründen. «Da bei uns alles ehrenamtlich ist, ist das nicht immer leicht.»

«Go Ahead!» ist nur eine von vielen Organisationen. «Ich würde die Zahl der Organisationen, die in Südafrika aktiv sind, auf über 1000 schätzen», sagt Hein Möllers, Geschäftsführer der Informationsstelle Südliches Afrika (ISSA). «Es ist der richtige Weg, wenn ausländische Organisationen mit Partnern vor Ort zusammen arbeiten», sagt er zur Arbeitsweise von «Go Ahead!». Ausländische Organisationen, die auf eigene Faust versuchten, zu helfen, gäben oft schnell wieder auf.

Jan Bildhauers Idealismus ist indes ungebrochen. Trotz der vielen Baustellen, des Leids und der Armut, die ihn bei jedem Besuch neu erschrecken. «Ich denke immer noch, dass man die Welt verändern kann – wenn man eine Idee hat und sich mit viel Motivation dafür einsetzt.»

Eine der aktiven Mitstreiterinnen ist Lys Kulamabayil. Sie schüttelt ihre schwarzen Locken und sagt bestimmt: «Ich frag mich, wo das Vorurteil von den unpolitischen Studenten herkommt. Ich erlebe in meinem Umfeld viele Studenten, die sich wahnsinnig viel engagieren.» Sie selbst ist eine von ihnen. Die 20-Jährige studiert in Oldenburg und ist Vorsitzende der Hochschulgruppe Bremen/Oldenburg von «Go Ahead». Die Hochschulgruppen – bisher gibt es sechs in Deutschland und eine in Princeton (USA) – sind ein wichtiger Baustein der Organisation. Hier finden sich Studenten und Schüler zusammen und versuchen, «Go Ahead!» mit Spendenaktionen zu unterstützen.

«Bei Go Ahead! ist alles sehr frei und man hat viele Gestaltungsmöglichkeiten», erzählt Lys weiter. Jeder könne die Aktion planen, auf die er Lust hat – so lange es den Projekten in Südafrika hilft. Für den Sommer plant die Gruppe eine Party in Bremen, bald soll es Workshops in Schulen geben. Lys erzählt von der Ideenkiste, in der weitere Ideen schlummern, die Afrika helfen sollen. Ihre Motivation, sich in einer Hilfsorganisation zu engagieren, entstand nach Besuchen in Indien, der Heimat ihrer Familie. «In Indien wurde ich mit viel Armut konfrontiert».