«Go east»: Ostdeutsche Betriebe suchen noch Azubis

Berlin (dpa/tmn) – Vor allem in Ostdeutschland ist die Zahl der Lehrstellensuchenden kräftig zurückgegangen. Dort gab es laut der Bundesagentur für Arbeit im Juli ein Minus von mehr als einem Viertel (26 Prozent) im Vergleich zum Jahr davor.

«Das ist der stärkste Einbruch seit langem. Noch deutlicher wird das, wenn man die Zahlen mit 2007 vergleicht», sagte Thilo Pahl vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. «Dann liegt der Unterschied sogar bei 47 Prozent.»

Der rapide Rückgang habe erhebliche Auswirkungen auf die Betriebe im Osten. «Dort fehlen die Jugendlichen.» Etliche Ausbildungsplätze konnten bisher nicht besetzt werden. Für westdeutsche Jugendliche, die noch eine Lehrstelle suchen, kann das eine Chance sein: «Go east ist jetzt ein ernsthaftes Motto», sagte Pahl. «Für viele Jugendliche lohnt sich ein Blick in die neuen Bundesländer allemal.»

Viele Industrie- und Handelskammern meldeten dort Rekordzahlen bei den offenen Stellen für Azubis. Allerdings ist die Bereitschaft bei jungen Westdeutschen, nach Leipzig, Potsdam oder Chemnitz zu ziehen, nicht allzu groß. Die nach wie vor geringere Ausbildungsvergütung dort sollte aber kein Hindernis sein, sagte Pahl: «Dafür ist auch das Leben in vielen ostdeutschen Regionen günstiger.»

Allerdings sei davon auszugehen, dass ostdeutsche Betriebe sich zunächst um Jugendliche aus dem Osten bemühen, die mit Lehrstellen im Westen liebäugeln. «In den vergangenen Jahren haben sich viele auf Lehrstellen in Westdeutschland beworben.» Ganz typisch sei das zum Beispiel in der Gastronomie und Hotellerie gewesen. «Das ebbt nun ab», sagte Pahl. «Die Betriebe in der Branche merken das bereits.»