Housekeeper im Luxushotel: Pingelig für die Gäste

Wolfsburg (dpa) – Timo Zacher sieht einfach alles: jeder Fussel, jedes falsch platzierte Handtuch, jeder Fingerabdruck auf einer der edlen Klinken. Alles fällt ihm sofort ins Auge.

«Mein Beruf ist es, etwas zu finden», sagt der 24-Jährige. Zacher ist Housekeeper, auf Deutsch Hauswirtschafter, im Fünf-Sterne Hotel «The Ritz-Carlton» in Wolfsburg. Er ist einer von zwei Assistenten der 1. Hausdame, die für alle Zimmer und alle öffentlichen Räume verantwortlich ist. Eine der wichtigsten Aufgaben von Zacher ist das Checken der Zimmer und dabei kennt er kein Pardon: «Bei der Sauberkeit und Ordnung der Zimmer darf es keine Kompromisse geben.»

Der Frühdienst von Timo Zacher beginnt um 6.00 Uhr am Morgen. Wenn die meisten der Gäste noch tief und fest schlafen, geht er mit der Chefin der Nachtreinigung durch das Haus. «Damit die Gäste die Arbeiten nicht mitbekommen, werden die öffentlichen Bereiche wie die Lobby, das Restaurant oder der Wellnessbereich in der Nacht gereinigt», erläutert Zacher. Nach seinem Rundgang macht der 24-Jährige einen Arbeitsplan: «Die Zimmer müssen gerecht unter den etwa 20 Zimmerdamen aufgeteilt werden», sagt er.    

Auf die Frage, warum Zimmermädchen im Ritz-Carlton Zimmerdamen heißen, antwortet Zacher umgehend: «Weil es Damen sind.» Das Motto aller Angestellten im Ritz- Carlton lautet schließlich: «We are Ladies and Gentleman serving Ladies and Gentlemen.» Groß steht das Motto auf einer kleinen Faltkarte, die weltweit alle Ritz-Carlton-Mitarbeiter stets bei sich tragen. Zacher war direkt nach seinem Abitur für ein Praktikum im Berliner Ritz-Carlton zu der amerikanischen Kette gestoßen. Nach seinem Zivildienst begann er die Ausbildung zum Hotelfachmann. Es folgte ein Jahr im Ritz-Carlton Peking, seit drei Monaten ist er nun in Wolfsburg.    

Auf der Credo-Karte sind zwölf Regeln festgehalten, eine lautet: «Ich reagiere stets auf die ausgesprochenen und auf die unausgesprochenen Wünsche und Bedürfnisse der Gäste.» Für Zacher eine Selbstverständlichkeit: «Wenn ein Gast eine Aspirin aus der Tasche holt, dann sollte ihm sofort ein Glas Wasser gereicht werden.» Hotel-Sprecherin Daniela Heykes ergänzt: «Wir merken uns ganz genau die Vorlieben unserer Gäste. Wenn jemand nur grüne Gummibärchen mag, dann bekommt er eine Schale mit grünen Gummibärchen.»

174 Zimmer hat das vor acht Jahren gebaute Nobelhotel direkt neben der VW-Autostadt. Für die Reinigung eines Doppelzimmer sind 30 Minuten, für eine der rund 200 Quadratmeter großen Suiten eineinhalb Stunden vorgesehen. Bevor die Zimmer gemacht werden, treffen sich alle im Housekeeping Beschäftigten täglich um 8.00 Uhr zu einer Besprechung. Nicht nur die Aufgaben für den Tag, auch je einer der zwölf Punkte von der Credo-Karte werden dann anhand von konkreten Beispielen thematisiert.

Gegen 9.00 Uhr startet Timo Zacher dann mit seiner Runde, zwischen 40 und 70 Zimmer begutachtet er täglich. Mit einem Tuch öffnet er die Tür, einen Finger zieht er sofort über den Bilderrahmen im Flur der Suite. Im Bad korrigiert er in Windeseile den Abstand der Handtücher, rückt Seife und Lotion zurecht, faltet das Ende des Toilettenpapiers in ein ordentliches Dreieck. Ein Blick unter das Bett, einer in den Safe folgen, der Schreibtischstuhl wird platziert, das Telefon genau an die Kante zur Schreibunterlage geschoben und nebenbei noch ein etwas trockenes Blatt der Orchidee entfernt.

«Ganz wichtig ist auch die Kontrolle die Radioweckers», sagt der Housekeeper. Welcher Gast würde schon zur Aufstehzeit des vorherigen geweckt werden wollen. In einem Fünf-Sterne-Hotel dürfe das nicht passieren. Und deshalb darf Timo Zacher nicht nur pingelig sein, er muss es zum Wohl der Gäste sogar sein.