Hut ab vor dem Doktor: Promotion fördert Karriere

Bonn (dpa/tmn) – Unter Personalberatern ist es ein offenes Geheimnis: Führungskräfte mit der Abkürzung «Dr.» vor ihrem Namen verdienen in der Regel mehr Geld als Kollegen ohne Promotion. Einen Doktortitel zu erwerben, bedeutet aber harte Arbeit.

Nach dem Hochschulabschluss müssen Kandidaten noch einmal drei bis fünf Jahre einkalkulieren, ehe sie den akademischen Grad verliehen bekommen. Viele Juristen, Wirtschaftler, Ingenieure und Informatiker verzichten inzwischen auf die Promotion – sie beginnen ihre berufliche Laufbahn lieber gleich nach dem Studium. Das mag auf den ersten Blick lukrativ erscheinen: Akademiker müssen so nicht erneut Zeit und Arbeit in einen Abschluss investieren, sondern können sofort mit einem ordentlichen Gehalt ins Berufsleben starten.

In einigen Bereichen gibt es es ohne den Doktortitel allerdings kein berufliches Fortkommen. In Wissenschaft und Forschung sowie in der Medizin ist die Promotion ein Muss für höhere Positionen. So ist der Doktorhut für Chefärzte, Leiter von Forschungslaboren und Hochschuldozenten nahezu selbstverständlich. Auch in den Chefetagen deutscher Unternehmen führen die meisten Manager einen Doktortitel.

Nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn erwarben 2007 knapp 24 000 Akademiker an deutschen Hochschulen einen Doktortitel. «Etwa 42 Prozent von ihnen waren Frauen», sagt Sprecherin Susanne Schilden. Sie haben mit ihrer Dissertation den Nachweis erbracht, zur vertieften wissenschaftlichen Arbeit fähig zu sein. Die größte Gruppe stellen die Mediziner, gefolgt von Naturwissenschaftlern und Mathematikern. An dritter Stelle steht die Gruppe der Juristen, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler.

Der Doktortitel gilt nach wie vor als Nachweis für hohe Leistungsbereitschaft. In der Wirtschaft schlägt sich das auch im Gehalt nieder. Nach Angaben der Personalberatung Kienbaum in Gummersbach verdienen Abteilungsleiter mit Doktortitel durchschnittlich 106 000 Euro im Jahr – 13 000 Euro mehr als Kollegen ohne Promotion. Laut dem Internetportal Jobpilot.de dürfen promovierte Juristen am Anfang mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 42 900 Euro und Diplomkaufleute mit 41 800 Euro rechnen – ohne Titel sind es 38 800 Euro beziehungsweise 36 000 Euro.

Auch nach der Umstellung der Studiengänge auf die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse bleibt die Promotion die Krönung der akademischen Laufbahn. Sie ist an Universitäten und ihnen gleichgestellten Hochschulen möglich. Inzwischen bilden mehr als drei Dutzend von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Graduiertenschulen Doktoranden in eingegrenzten Themenspektren mit enger wissenschaftlicher Begleitung aus.

Dieses Modell ist bei Studenten oft begehrt. Markus Wildt, der im achten Semester Ingenieurswissenschaften in München studiert, erklärt warum: «Durch ein in Aussicht gestelltes Stipendium und den vorgegebenen Zeitplan kann ich mich voll auf die Dissertation konzentrieren.» Viele Doktoranden müssten dagegen als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Professoren arbeiten und seien damit oft mehr beschäftigt als mit der Doktorarbeit.

Bis zur Promotion kann es lange dauern, wenn Doktoranden nebenbei noch arbeiten müssen. Nach einer Umfrage der Universität Marburg schaffen lediglich vier Prozent ihre Dissertation in weniger als zwei Jahren. Die meisten brauchen bis zu fünf Jahre, einige deutlich mehr. Das Alter der frisch Promovierten liegt deutlich über 30 Jahre – höher als in vielen anderen europäischen Staaten und in den USA.

Berufstätige haben oft Mühe, einen Doktorvater zu finden, wenn sie erst Jahre nach dam Examen feststellen, dass ein Doktortitel ihre Karriere beflügeln könnte. Professionelle Promotionsberater bieten dann Hilfe an, verlangen allerdings oft saftige Honorare.

Der promovierte Jurist Sebastian Veelken aus Düsseldorf rät daher auf seiner Webseite Doktorandenforum.de zur Vorsicht: «Der Markt der Promotionsberater ist wenig transparent.» Promotionsberater hätten in der Wissenschaft außerdem ein «Schmuddel-Image» – es gelte zumindest als unfein, sich ihrer zu bedienen.