Impfschutz der Mitarbeiter: Firmen tun zu wenig

Mainz (dpa) – Keine regelmäßigen Impfungen: In vielen deutschen Unternehmen kommt der Impfschutz der Angestellten nach Einschätzung des Arbeitsmediziners Prof. Friedrich Hofmann zu kurz.

Betroffen seien vor allem zahlreiche Kleinbetriebe, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission der Bundesregierung am Robert Koch-Institut (STIKO) zu Beginn der 1. Nationalen Impfkonferenz (5. bis 7. März) in Mainz. «Die Arbeitgeber sollten bei der Gesundheitsvorsorge mehr in die Pflicht genommen werden.»

«Mir sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen die Arbeitgeber etwa im Wohlfahrtsbereich sich weigerten, arbeitsmedizinisch notwendige Impfungen zu bezahlen», sagte Hofmann. Dazu zähle je nach Betrieb der Schutz gegen Hepatitis B und A sowie gegen Masern-Mumps-Röteln. Betriebsärzte sollten das Thema Impfen bei jedem Kontakt mit Beschäftigten ansprechen, regte Hofmann an, der auch Leiter des Fachgebietes Arbeitsmedizin der Universität Wuppertal ist. Die STIKO empfehle insgesamt 15 Impfungen, die im Zusammenhang mit dem Beruf stehen. Darunter fallen beispielsweise Diphtherie, Hepatitis A und B, Influenza, Tetanus sowie Masern und Mumps.

Neben medizinischem Personal sollten unter anderem Erzieherinnen, Beschäftigte in Asylbewerbereinrichtungen sowie Kanal- und Waldarbeiter, aber auch Köche und Vollzugsbeamte einen «der Gefährdung entsprechenden» Impfschutz haben. Betroffen seien grundsätzlich alle Arbeitnehmer, die viel mit anderen Menschen in Kontakt kommen.

Im Gesundheitswesen seien laut Studien nur 70 Prozent der Beschäftigten durchgeimpft. «Hier herrschen deutliche Mängel», kritisierte Hofmann. Durch den Kontakt mit Patientenblut sei die Gefahr etwa einer Hepatitis-B-Virus-Infektion für diese Berufsgruppe besonders groß. Trotz strenger Infektionsverhütung würden immer noch Übertragungen bei nicht Geimpften verzeichnet – von Patient zum Personal, oder auch umgekehrt.

Die Durchimpfungsrate bei großen Betrieben wie Universitätskliniken oder städtischen Krankenhäusern sei in der Regel recht gut, sagte Hofmann. Je kleiner der Betrieb sei, desto schlechter sei die Versorgung, da häufig kein Betriebsarzt engagiert werde. «Ich kenne zahlreiche Fälle von Arzt- oder Zahnarzthelferinnen, die nicht geimpft und deshalb infiziert wurden ­ häufig mit fatalen Folgen.» Restaurantbetreiber und Kantinenchefs sollten ihre Angestellten dringend eine Hepatitis A-Impfung empfehlen, sagte der Experte. Ein Schutz vor dieser Variante der Gelbsucht sei jedoch auch für Beschäftigte in Kindertagesstätten mit Wickelkindern ratsam.