Interne Bewerbungen sind nicht nur Formsache

München/Leverkusen (dpa/tmn) – Wer beruflich voran kommen will, muss nicht unbedingt das Unternehmen wechseln – manchmal reicht schon eine interne Bewerbung auf eine andere Stelle. Doch gerade dabei drohen eine Reihe von Fettnäpfen.

«Auch die interne Bewerbung folgt festen Regeln», sagt die Personalberaterin Christine Öttl aus München. «Man muss sie genauso ernst nehmen wie Bewerbungen in andere Unternehmen.» Dies sei oft ein Hindernis: «Mitarbeiter denken, eine interne Bewerbung sei nur eine Formsache.» Das ist sie allerdings nur in den seltensten Fällen – wenn das berühmte Vitamin B im Spiel ist oder die Firma so klein, dass der Chef seinem verdientesten Mitarbeiter eine Stelle zusagt und der sie dann auch bekommt. Meistens ist es nicht so einfach: «Die Bewerber durchlaufen den normalen Weg: schriftliche Bewerbung und Auswahlgespräche», sagt Öttl. «Heute kennt nicht mehr jeder jeden – und die Posten werden nicht stillschweigend vergeben.»

Bayer in Leverkusen etwa informiert die Beschäftigten über alle offene Stellen des Unternehmens im Intranet und durch Aushang, sagt Dirk Pfenning vom Center of Expertise People Development. «Die Bewerbungen werden dann online abgewickelt.» Die internen Bewerbungen werden nach seinen Worten zentral von einem internen Personaldienstleister bearbeitet. «Der Ablauf entspricht dem Vorgehen bei externen Bewerbungen.» Einen Vorteil haben die Bayer-Bewerber dennoch: «Mit dem Betriebsrat ist abgestimmt, dass vor einer externen Veröffentlichung jede offene Stelle zunächst zwei Wochen intern angeboten wird», sagt Pfenning.

Wie bei externen Bewerbungen habe Vertraulichkeit auch bei internen Priorität. «Dies gilt vor allem gegenüber dem Bereich, aus dem sich der Bewerber auf eine neue Stelle gemeldet hat.» Auch sei ein wenig taktisches Geschick beim internen Bewerbungsvorgang gefragt: «Generell sollten Bewerber die Suche nach einer neuen Aufgabe nicht zu früh kommunizieren.» Wie Bayer verlangen auch andere Unternehmen inzwischen ausschließlich Online-Bewerbungen. Wichtig ist, das abzuliefern, was die Firmen verlangen. Ist die Online-Bewerbung gewünscht, will kein Personaler eine dicke schriftliche Bewerbungsmappe auf seinem Schreibtisch finden.

«Die Online-Bewerbung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen», betont Öttl. «Man liefert etwas von sich selbst ab – ob das schriftliche Unterlagen sind oder ausgefüllte Formulare in vorgegebenen Feldern: Da sollte man sich reinhängen und Mühe geben.» Bewerber sollten nicht denken, die Zugehörigkeit zum Unternehmen reiche schon aus, warnt auch die Karriereberaterin Helga Krausser-Raether aus Frankfurt.

Doch nicht nur die Form der Bewerbung zeigt, ob man es ernst nimmt mit der neuen Stelle: «Eine gute Präsenz im eigenen Job hinterlässt über längere Zeit einen guten Eindruck», sagt Öttl. «Je angesehener ich bin und je mehr Leute mich kennen, umso größer ist die Chance, einen anderen Job zu bekommen, den ich haben will.» Noch einen weiteren Vorteil hat die interne Bewerbung: Der Betreffende kenne die Strukturen im Unternehmen schon und müsse sich nicht lange eingewöhnen, sagt Krausser-Raether.

Dennoch sollten interne Bewerbungen gut überlegt werden: «Wenn ein Bewerber etwa nicht wirklich strategisch überlegt, ob eine neue Position auch die richtige ist, kann es zu einem bösen Erwachen kommen», sagt die Beraterin. Ein grober Fehler sei auch, nicht an den Nachfolger in der alten Position zu denken und einen ungeordneten Arbeitsplatz zu hinterlassen – das kann ein schlechtes Licht auf den Wechsler werfen.