Jedes sechste Kind falsch eingestuft

Berlin (dpa/tmn) – Jedes sechste Kind wird nach der Grundschule falsch eingestuft. So landen 17 Prozent auf einer Schule, die unter ihrem Leistungsniveau ist, haben Experten vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung herausgefunden.

Besonders in Familien ohne Akademiker gehen Kinder oft nicht zur Realschule oder auf das Gymnasium – auch wenn sie in der Grundschule gute Noten haben. Dadurch sind nicht wenige unterfordert. Dieses Risiko ist für Kinder aus nichtakademischen Haushalten zweieinhalb Mal so hoch wie für Kinder aus Akademikerfamilien.

Dadurch ergebe sich ein klares Ungleichgewicht bei der Verteilung auf die weiterführenden Schultypen: So besuchen fast vier Fünftel der Kinder aus Akademikerfamilien das Gymnasium. Bei Schülern aus Haushalten ohne solchen Bildungshintergrund sind es nur rund drei Zehntel. Ähnlich stark ausgeprägt ist das Missverhältnis bei den Hauptschulen: Jedes vierte Kind aus einem nicht-akademischen Elternhaus (26 Prozent) lernt dort. Das tut nur jedes zwanzigste Kind (5 Prozent), dessen Eltern einen Hochschulabschluss haben.

Die Folgen dieser systematischen Unterforderung seien fatal: Vielen Kindern würden die Chancen auf ein späteres Studium frühzeitig verbaut. Sie könnten ihr Potenzial nicht nutzen, und ihre Motivation in Bezug auf Bildung werde nicht genug gefördert.

Die Forscher hatten gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Tests von knapp 900 repräsentativ ausgewählten Schülern ausgewertet. Manche geprüfte Hauptschüler hätten demnach sogar aufs Gymnasium gehen können. Grundlage waren Daten des Sozio-ökonomischen Panels, für das jährlich mehr als 20 000 Personen aus rund 11 000 Haushalten in Deutschland befragt werden.