Keine Panik: Tipps gegen Prüfungsangst

Würzburg/Leipzig (dpa/tmn) – Feuchte Hände und ein flaues Gefühl im Magen – unter solchen Symptomen leiden Studenten immer öfter. «Der Leistungsdruck wird höher, und die Angst, keinen Job zu bekommen, wird größer», sagt der Psychologe Stefan Oschmann aus Würzburg.

Vor allem Bachelor-Studenten seien davon betroffen, weil sie im Vergleich zu früher mehr Prüfungen ablegen müssen. Dem Experten zufolge hilft da nur eins: «Die Studenten müssen lernen, mit dem Stress umzugehen.»

Das häufigste Problem sei, dass Studenten in ihren Prüfungen ein «Blackout» haben, sagt Oschmann, der in der Psychosozialen Beratungsstelle der Universität Würzburg tätig ist. Das liege daran, dass die Gedächtnisleistung wegen des Stresspegels bei Prüfungen um rund 60 Prozent reduziert ist. Um dem entgegenzuwirken, könnten Seminare zu Lern- und Arbeitstechniken helfen, die an vielen Hochschulen regelmäßig angeboten werden.

Studenten mit Prüfungsangst sollten auch mit Kommilitonen darüber sprechen, rät der Psychologe Kay-Uwe Solisch von der HMS Gesellschaft für Personaltraining und Beratung in Leipzig. «Wenn man sich nur selber damit beschäftigt, schmort man im eigenen Saft.» Die Augen vor dem Problem zu verschließen, hilft dagegen nicht weiter. Prüfungsangst sei wie das Lampenfieber eines Künstlers. «Das gehört dazu.»

Wenn Studenten beim Gedanken an die nächste Prüfung die Panik packt, stellt sich aber die Frage, wo diese Angst herkommt. «Es kann sein, dass man sich mit den eigenen Erwartungen oder denen der Eltern auseinandersetzen muss», sagt Oschmann. Auch sollten Betroffene sich fragen, wovor sie am meisten Angst haben, ergänzt Solisch. So hätten einige Studenten eher Angst vor der Vorbereitungsphase einer Prüfung. Für sie empfehle es sich, einen Arbeitsplan zu erstellen, der auch Pausen und Freizeitaktivitäten beinhaltet. Ordneten Studenten alles dem Studium unter, könne das nicht gutgehen, sagt der Psychologe. Die Akkus müssten ab und zu auch wieder aufgeladen werden.

Ähnlich sieht das Prof. Rainer Holm-Hadulla, Psychiater an der Universität Heidelberg. Sein Tipp: «Rituale entwickeln!» Dazu gehörten pünktliches Aufstehen sowie feste Zeitpunkte für den Arbeitsbeginn, die Pausen und das Arbeitsende. Wichtig sei auch, auf Sport nicht zu verzichten und weiterhin Freunde zu treffen. Zudem sollten sich Studenten richtig motivieren, wenn sie sich auf eine Prüfung vorbereiten, rät der Mediziner. So sollten Prüflinge auch eine kleine Belohnung nach einem erfolgreichen Arbeitstag einplanen.

Zudem erleichtere häufiges Üben, Prüfungen als alltägliche Aufgaben zu betrachten. Studenten sollen sich in Lerngruppen zusammenschließen, empfiehlt der Arzt. Wichtig sei auch, die Lernumgebung so einzurichten, dass Störungen vermieden werden.

Wer all diese Punkte beachtet, kann der Prüfungszeit unter Umständen sogar etwas Positives abgewinnen. «Prüfungen gehören zum Leben jedes Studierenden. Die anstehende Prüfung wird nicht die letzte sein», sagt Holm-Hadulla. Die Prüfungen sollten daher genutzt werden, um mit solchen Situationen künftig selbstbewusster und erfolgreicher umgehen zu können. Ziel sei es dabei, dass eine Prüfung kein Drama, sondern eine Alltagssituation darstellt.