Lächeln ist für Einzelhandelskaufleute Pflicht

Bonn (dpa/tmn) – «Kann ich Ihnen behilflich sein?» – diese Frage müssen Einzelhandelskaufleute aus dem Effeff beherrschen. Sie müssen im Modehaus oder im Elektronikmarkt aber nicht nur Kunden beraten, sondern sich auch ums Geschäftliche kümmern.

Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn haben 32 871 Lehrlinge 2008 eine solche Ausbildung begonnen. Damit ist der Ausbildungsberuf der mit Abstand am häufigsten gewählte – und das schon seit Jahren.

Die Ausgangslage für Bewerber ist nicht schlecht: Laut dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in Berlin werden in der Branche derzeit rund 160 000 Lehrlinge ausgebildet. Das sind 13,8 Prozent mehr als Ende 2003. «Wir gehen davon aus, dass wir das hohe Ausbildungsniveau auch in diesem Jahr halten werden – der Krise zum Trotz», sagt HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr.

Dass der Beruf unter Azubis so beliebt ist, hat mehrere Gründe: Zum einen gebe es in dem Bereich viele Betriebe und daher eine große Zahl an Ausbildungsplätzen, sagt BIBB-Expertin Hannelore Paulini-Schlottau. Zum anderen mache es vielen Spaß, dass sie in dem Beruf viel mit Menschen zu tun haben.

Da Einzelhandelskaufleute in der Regel viel Kundenkontakt haben, sei ein gepflegtes Äußeres für Bewerber Pflicht. Wie streng die Kleiderordnung ist, hängt zwar von der Branche ab. «Mit einem Piercing kann es aber schon passieren, dass man nicht genommen wird.» Auch Höflichkeit und gute Manieren gehören zu den Voraussetzungen: So müssten Azubis lernen, bei Reklamationen stets freundlich zu bleiben, sagt Karoline Kaleta von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln. Ebenso wichtig ist es, richtig auf Kunden zuzugehen. «Das darf nicht zu nervig oder aufdringlich wirken», sagt Paulini-Schlottau. Schließlich wollen viele Kunden sich zunächst einmal in Ruhe im Laden umschauen.

Solche Dinge stehen vor allem in den ersten beiden Jahren der dreijährigen Ausbildung auf dem Lehrplan – in dieser Zeit lernen Einzelhandelskaufleute noch gemeinsam mit angehenden Verkäufern. Im dritten Jahr geht es dann stärker um die kaufmännische Steuerung: Dann sind zum Beispiel die Sortimentsgestaltung oder das Rechnungswesen Thema der Ausbildung, sagt Kaleta.

Grundsätzlich ist für die Ausbildung kein Schulabschluss vorgeschrieben. Bewerber mit Hauptschulabschluss hätten aber vergleichsweise weniger Chancen, eine Lehrstelle zu finden, sagt Paulini-Schlottau. Sie könnten jedoch zuerst die zweijährige Lehre zum Verkäufer machen und dann ein drittes Jahr dranhängen, um zur Prüfung zum Einzelhandelskaufmann zugelassen zu werden, sagt Kaleta.

Je nach Branche kann die Arbeit später sehr unterschiedlich aussehen. So komme es etwa darauf an, wie viel Beratung beim Verkauf der Waren nötig ist, erläutert Paulini-Schlottau. In einem Geschäft für Unterhaltungselektronik und Computer etwa wird mehr Fachwissen verlangt als im Supermarkt. Der Bruttolohn liegt laut der Bundesagentur für Arbeit zwischen rund 1800 und gut 2100 Euro im Monat. Die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen zwei Jahren um gut drei Prozent gestiegen. Frauen sind knapp in der Minderheit.

Prinzipiell gebe es in dem Beruf gute Aufstiegschancen. So könnten Einzelhandelskaufleute Abteilungsleiter werden und sich mit Weiterbildungen zum Handelsassistent oder Handelsfachwirt für leitende Funktionen qualifizieren. «Um weiterzukommen, muss man aber sehr engagiert sein – das ist teilweise ein Knochenjob», sagt Paulini-Schlottau.