Nein zur Beförderung: Kann Ärger mit Chef bringen

Hamburg (dpa/tmn) – Eine Beförderung auszuschlagen, stimmt Arbeitgeber in der Regel misstrauisch und birgt Konfliktpotenzial. Arbeitnehmer, die auf einen Karriereschritt verzichten, sollten das wissen.

«Entscheidend ist in solchen Situationen, &Nein& zu sagen ohne sein Gegenüber vor den Kopf zu stoßen», sagte Claudia Cornelsen, die als Coach in Hamburg arbeitet. Eine mögliche Variante lautet: «Schön, dass Sie an mich denken. Es ist toll, dass Sie mir den Job anbieten, aber ich fürchte, ich kann das nicht annehmen.» Wichtig sei, Argumente zu finden, die für den anderen plausibel sind, sagte Cornelsen. «Am besten ist, wenn sich das Ablehnen im Sinn des Unternehmens begründen lässt.»

Das könnte etwa der Hinweis sein, noch mehr Erfahrung für die Position zu brauchen: «Ich finde die Stelle durchaus interessant, aber ich muss vorher noch sicherer in der Materie werden.» Die Gründe für das Ausschlagen des Angebots können durchaus privater Natur sein – zum Beispiel, weil man wegen eines pflegebedürftigen Vaters die Stadt nicht wechseln möchte. Arbeitnehmern sollte aber klar sein, dass Vorgesetzte solche Reaktionen nicht mögen: «Chefs haben oft die Attitüde &Ich weiß am besten, was gut für dich ist&. Wenn dann jemand &Nein& sagt, wirkt das unvermeidlich wie &Du weißt überhaupt nicht, was gut für mich ist&», warnte Cornelsen.

Viele Chefs gingen automatisch davon aus, dass Mitarbeiter ein Beförderungsangebot annehmen und seien entsprechend sauer, wenn es anders kommt. «Aber da muss man dann durch.» Ähnlich konfliktträchtig ist es, auf der Karriereleiter umzudrehen: «Es ist ganz schwierig in einem Bewerbungsgespräch zu sagen, ich möchte gerne eine Stufe zurück», warnte Cornelsen. Auch das stimme den Arbeitgeber meistens misstrauisch: «Der denkt dann, man will nur einen ruhigeren Job.» Das gilt insbesondere, wenn der Betreffende auf eine Führungsaufgabe verzichten will und sich eine hierarchische Stufe darunter bewirbt.

Deswegen sei es so wichtig, sich rechtzeitig zu fragen, wie man sich die eigene Karriere vorstellt. «Viele Leute reagieren stark auf die Erwartungen anderer», sagte Cornelsen. «Die denken, sie müssten Karriere machen und nehmen eine Stelle nur an, weil sie glauben, dass sie auf diese Chance angewiesen sind.» Der Zwang, beruflich vorwärtszukommen, sei für viele fast ein Gesetz. «Aber man sollte auch wissen: Wenn man Gas gibt, fährt man auch auf die Kreuzung.» Einfach bremsen und anhalten oder umdrehen geht dann nicht mehr.

Möglicherweise bringt der vermeintlich tolle Aufstieg mit sich, dass man irgendwann Aufgaben bekommt, die nichts mehr mit dem zu tun haben, was man ursprünglich wollte. «Darüber sollte man sich schon Gedanken machen», sagte Cornelsen. «Man muss rechtzeitig abwägen: Was ist mir wichtig?» Und man sollte die eigenen Ambitionen kritisch hinterfragen: «Wie viel ist mir die Karriere wert?»