Neue Medien für bessere Bildung – «didacta 2009»

Hannover (dpa) – Interaktive Tafeln, Notebooks und Videospiele – mit einem verstärkten Einsatz neuer Medien an den Schulen soll die Bildungsqualität in Deutschland verbessert werden.

Bei der zehnten Auflage von Europas größter Bildungsmesse «didacta» stehen Produkte mit fortschrittlicher Technik für die Schulen im Mittelpunkt des Interesses. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) ist bei der Eröffnung der Messe am Dienstag (10.2.) in Hannover von der vielfältigen Produkt-Palette begeistert: «Immer mehr Branchen sind da. Es gibt ein wachsendes Interesse am Bildungsmarkt.»

Seit neuestem gehört selbst der Spielkonsolenhersteller Nintendo zum Schulbuchverband VdS Bildungsmedien, der mit dem Bildungswirtschaftsverband Didacta Träger der Bildungsmesse ist. «Wer mit seinen Produkten für Vergnügen steht und dann in die Bildung geht – das finde ich super», sagt Schavan. «Warum soll sich jemand, der einen hervorragenden Zugang zu den Kindern hat, nicht in der Bildung engagieren?»

Der japanische Videospiel-Riese bahnt sich seinen Weg in deutsche Klassenzimmer. «Das soll Lehrpläne interessanter machen», sagt Nintendo-Sprecherin Lea Treese über Videospiele mit Lehrinhalten. An einigen Schulen wird dies bereits erprobt. «Die Kinder bekommen nach den Pausen Konsolen mit Mathe- oder Fremdsprachen-Software in die Hand. Erst danach geht es zurück in die Klassen zu den Übungsaufgaben», erläutert Treese das Konzept. Der Lehrer-Zuspruch sei enorm, die Kinder seien viel konzentrierter.

Immer beliebter bei den Lehrern werden auch interaktive Tafelsysteme. «In Deutschland gab es lange Zeit Ressentiments gegen interaktive Medien. Dieses Jahr ist das Klima aber besonders günstig», sagt Christian Lortz. Der Product Manager der kanadischen Firma Smart Learning Marketplace vertreibt die modernen Tafeln, bei denen die Lehrinhalte der Schulverlage von einem Computer auf sogenannte «Whiteboards» geworfen werden. Durch Fingerkontakt lassen sich verschiedene Inhalte abrufen, markieren oder verändern. Ein System von der Größe einer herkömmlichen Tafel kostet etwa 3000 Euro. Weltweit hat die Firma bereits über eine Million Systeme verkauft. In Deutschland zieht der Verkauf jetzt erst an. «Das hat natürlich damit zu tun, dass jetzt Gelder frei werden», sagt Lortz.

Die Ankündigung von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), ein erheblicher Teil der Bildungsinvestitionen von 800 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II für Niedersachsen fließe auch in die Ausstattung der Schulen, hört die Branche gerne. Der VdS-Präsident Andreas Baer geht davon aus, dass der Medien-Mix in den Klassenzimmern in den kommenden Jahren erheblich zunehme. Da viele Schulbuchverlage ihre Angebote nun auch digital anböten, lasse sich den Schulen und Lehrern ein Mehrwert der interaktiven Lehrmethoden vermitteln.

Dennoch muss laut Bundesbildungsministerin Schavan noch mehr getan werden. «Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen müssen wir besser verstehen», sagt Schavan. Interaktive Medien seien dafür perfekt. «Ich habe vor zwölf Jahren schon den Laptop für jeden Schüler gefordert. Das ist noch nicht so.» Anlass zur Freude dürfte ihr hier die Emsland-Gesamtschule in Lingen geben. Dort sollen alle Schüler von der Jahrgangsstufe fünf an eigene Notebooks bekommen. Die Kosten in Höhe von 200 Euro pro Laptop tragen die Eltern. Dies könnte laut VdS Vorbildcharakter haben. Auch wenn die Finanzmittel der Kommunen als Schulträger irgendwann erschöpft sind, werde es mit Investitionen in Bildung weitergehen. «Die Eltern werden dann sicherlich noch mehr zur Kasse gebeten«, sagt Baer.