Neue Studienzulassung: Experte sieht Verfahren kritisch

Berlin (dpa/tmn) – Ein neues Verfahren soll vom Herbst an das Bewerbungschaos in Numerus-Clausus-Fächern beenden – nach Expertenansicht bleibt die Hochschulzulassung aber weiter undurchsichtig.

«Man muss sich auch in dem neuen Modell weiter nach den Vergabekriterien der einzelnen Hochschulen richten – und die sind oft keineswegs transparent», sagte Florian Keller vom Dachverband der deutschen Studentenvertretungen fzs in Berlin. So verlangten immer mehr Hochschulen nicht nur gute Noten von Studienbewerbern, sondern auch andere Qualifikationen oder das Bestehen von Auswahlgesprächen.

Bund, Länder und Hochschulen haben sich in den vergangenen Tagen auf ein neues Systems der Einschreibung in Fächer mit örtlichen Zulassungsbeschränkungen (NC) verständigt. Ein bundesweiter Datenabgleich soll dabei Doppeleinschreibungen durch Mehrfachbewerbungen unterbinden. Diese Praxis führt bislang dazu, dass schätzungsweise bis zu 20 Prozent der Studienplätze in NC-Fächern unbesetzt bleiben.

Nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn soll schon in diesem Jahr der 15. Juli als bundeseinheitliche Frist für die Bewerbung zum kommenden Wintersemester gelten. Die jeweilige Hochschule soll ihre Zulassungsbescheide dann bis Mitte August verschicken. Frei gebliebene Plätze werden danach über eine Internet-Plattform vermittelt.

«Das dürfte die Nachrückverfahren zwar ein bisschen beschleunigen», sagte Keller. Dennoch bleibe das Problem, dass die Hochschulverwaltungen mit der Bewerberflut oft überfordert seien und sich die Zulassung dadurch verschleppe. «Und daran ändert auch das neue System nichts. Ich glaube daher auch nicht, dass sie das in diesem Jahr bewältigt bekommen.»

Studienbewerber müssten daher weiter mit einem verspäteten Start ins erste Semester rechnen – und der könne erhebliche Folgen haben. Denn oft werde ein Kurs schon nicht mehr angerechnet, wenn Studenten mehr als zweimal fehlen. Bereits eine kurze Verzögerung bei der Studienplatzvergabe könne Studenten daher viel Zeit kosten, wenn sie die Kurse dann später nachholen müssen.

Zudem bleibe abzuwarten, ob wirklich alle Hochschulen bei dem neuen Modell mitmachen, sagte Keller. So ist ein endgültiges System, dass per Datenabgleich Doppel-Einschreibungen verhindert, erst zum Wintersemester 2010/2011 bei der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund geplant. Für die jetzige Übergangslösung hat die HRK die Hochschulen lediglich dazu aufgerufen, sich zu beteiligen.