Nicht nur für Streber: Tipps zur Stipendiensuche

Berlin (dpa/tmn) – Stipendiaten haben es gut: Statt sich mit Aushilfsjobs herumzuplagen, können sie sich dank Förderung voll aufs Studium konzentrieren. Zugleich gelten sie aber immer noch als elitärer Zirkel – das schreckt viele ab. Doch ein Versuch lohnt sich immer.

«Der Vorteil an einem Stipendium ist, dass man über den Tellerrand hinausschauen kann», sagt Anja Breljak aus Berlin. Die 20-Jährige erhielt nach dem Abitur eine Zusage für die journalistische Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Voraussetzungen dafür erfüllte sie: Sie machte ein Einser-Abitur, schrieb für die Schülerzeitung und gab Nachhilfe.

Damit gehört Anja Breljak einer kleinen Elite an. Denn obwohl beim Bildungsgipfel im Oktober 2008 eine Erhöhung der Mittel für die Begabtenförderung beschlossen wurde, ist die Zahl der Stipendiaten in Deutschland nach wie vor gering. «Ende 2008 erhielt ein Prozent der Studenten ein Begabtenstipendium», sagt Christian Herbst, Sprecher des Bundesbildungsministeriums (BMBF) in Berlin.

Die Auswahl an Institutionen, die Stipendien vergeben, ist dagegen riesig. «Insgesamt gibt es hierzulande rund 2200 Stiftungen, die wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchs fördern», sagt Katrin Kowark vom Bundesverband Deutscher Stiftungen in Berlin. Einen Großteil der Stipendien vergeben elf große Begabtenförderungswerke.

Sechs der Werke stehen den im Bundestag vertretenen Parteien nahe: die Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU), die Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD), die Heinrich-Böll-Stiftung (Die Grünen), die Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP), die Hanns-Seidel-Stiftung (CSU) und die Rosa-Luxemburg-Stiftung (Die Linke). Ein Parteibuch müssen Bewerber aber nicht vorlegen.

Die meisten Stipendiaten hat die weltanschaulich neutrale Studienstiftung des Deutschen Volkes. Sie ist das einzige der großen Begabtenförderungswerke, bei dem bislang keine Selbstbewerbung möglich ist. «Die Kandidaten werden in der Regel von Schulleitern, Prüfungsämtern oder Professoren vorgeschlagen», sagt Cordula Avenarius, Sprecherin der Studienstiftung.

Angehörigen der beiden großen christlichen Konfessionen stehen zwei kirchennahe Stiftungen offen: das Cusanuswerk der katholischen Kirche und das evangelische Studienwerk Villigst. Daneben gibt es noch die von Arbeitgebern getragene Stiftung der Deutschen Wirtschaft und die Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Die Förderung der elf großen Begabtenförderungswerke enthält immer ein Büchergeld von 80 Euro im Monat. Außerdem können Studenten – abhängig vom eigenen Einkommen und dem der Eltern – mit maximal 585 Euro im Monat rechnen. «Die Förderungsdauer entspricht grundsätzlich der Regelstudienzeit», erklärt Christian Herbst vom BMBF.

Viele Stiftungen nennen «überdurchschnittliche Leistungen» als Bedingung. Davon sollten sich Bewerber aber nicht entmutigen lassen, rät Anjali Mojumder, Beraterin für Studienfinanzierung vom Studierendenwerk Hamburg. «Wenn Engagement vorhanden ist und der Lebenslauf passt, müssen die Noten nicht immer sehr gut sein.»

Wer trotzdem leer ausgeht, dem bietet der Verein Absolventa eine Alternative. Bei ihm können sich Studenten unter www.absolventa.de um das «erste demokratische Stipendium» bewerben – über die Vergabe wird auf der Webseite abgestimmt.