Nur Mut zum Studium: Nicht abschrecken lassen

Gütersloh (dpa/tmn) – Wer studieren will, sollte sich davon nicht durch die Wirtschaftskrise und andere Probleme abbringen lassen: Auch wenn die Wirtschaft lahmt und die Bewerberzahlen an den Hochschulen unter anderem wegen der doppelten Abiturjahrgänge steigen.

Es spreche nichts dagegen, sich um einen Studienplatz zu bewerben, sagte Markus Langer, Projektmanager beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. «Davon sollte sich niemand abschrecken lassen.»

Aus Angst vor zu großer Konkurrenz darauf zu verzichten, sei in jedem Fall die falsche Strategie. Allerdings müssen Schulabgänger davon ausgehen, dass die Chancen auf den Wunschstudienplatz schlechter stehen als in früheren Jahren. Schuld daran ist nach Einschätzung des CHE, dass die Hochschulen ihre Kapazitäten nicht so stark ausweiten wie die Zahl der Bewerber zunimmt.

Viele Jugendliche, die studieren könnten, seien deshalb verunsichert: «Etliche schieben ihren Studienwunsch auf.» Eine vernünftige Alternative könne sein, sich gezielt dort zu bewerben, wo die Chancen besser sind. Das gilt Langer zufolge vor allem für die Hochschulen in Ostdeutschland. «Dort geht die für ein Studium infrage kommende Altersgruppe auf 40 Prozent des Niveaus von 2003 zurück. Und diese Entwicklung hat bereits begonnen.»

Die Aussichten auf einen Studienplatz seien dort entsprechend besser. «Bei mindestens vergleichbaren Studienbedingungen», wie Langer betont. Städte wie Leipzig oder Dresden seien zwar auch bisher schon attraktive Studienorte, und nach Potsdam ziehe es auch viele Berliner. Aber an etlichen anderen Hochschulstandorten sei das Angebot an Plätzen im Vergleich zur Zahl der Bewerber ausgesprochen gut. Eine andere Option sei, für das Studium gleich ins Ausland zu gehen. «Ich würde das durchaus in Erwägung ziehen», sagte Langer.

«Viele möchten das sowieso – und während eines Bachelor-Studiums ist das nicht mehr so einfach wie früher.» Die Finanzierung sei zwar oft schwieriger als innerhalb Deutschlands und auch Anforderungen an Sprachkenntnisse sollten ernst genommen werden. Davon abgesehen aber wäre ein Bachelorstudium im Ausland eine empfehlenswerte Alternative.

Auch von den wirtschaftlichen Entwicklungen sollten sich Schulabgänger nicht abschrecken lassen. In vielen Fächern schwanke die Zahl der Studienanfänger stark nach dem «Schweinezyklus»: Die Nachfrage nach Studienplätzen in bestimmten Fächern sinkt, wenn die Arbeitsmarktlage in den entsprechenden Berufen sich ungünstig entwickelt und umgekehrt. Nach diesem Modell sei zum Beispiel davon auszugehen, dass die Bereitschaft für ein ingenieurwissenschaftliches Studium nun wieder abnehme, sagte Langer.

Allerdings gebe es auch einen gegenläufigen Effekt: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiche ein Teil der Schulabgänger, die ursprünglich eine Ausbildung beginnen wollten, in ein Studium aus, weil die Zahl der Lehrstellen abnimmt. Gleichzeitig sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Masterstudierenden zunimmt. «In guten Zeiten nehmen viele Bachelor-Absolventen einen Beruf auf, in schlechteren setzen sie ihr Studium zunächst fort.»

Die Bereitschaft, überhaupt ein Studium zu beginnen, hat bereits abgenommen: Zwar hat die absolute Zahl der Studienanfänger 2008 ein Rekordhoch erreicht. Im Vergleich zu fünf Jahren davor nahm sie allerdings nur um 2,4 Prozent zu. Die Zahl der Jugendlichen mit Hochschulreife stieg dagegen im gleichen Zeitraum um fast 20 Prozent. Das heißt, viele, die studieren könnten, verzichten lieber.