Outplacement: Berater suchen scheidenden Mitarbeitern neuen Job

Der alte Job weg und der neue wartet schon: Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Dabei gibt es tatsächlich Unternehmen, die ausscheidenden Mitarbeitern genau das ermöglichen wollen. Sie setzen dabei

Es gibt Momente, da würde man selbst George Clooney nicht gern begegnen. Im Film «Up in the Air» spielt der Frauenschwarm einen sogenannten Outplacement-Berater, der Mitarbeitern erklärt, dass sie gefeuert sind. Auch in der Realität greifen Unternehmen auf Outplacement zurück. Allerdings nicht, um eine Kündigung überbringen zu lassen, sondern um scheidenden Leuten nahtlos einen neuen Job zu vermitteln. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Aber: Letztlich profitiert davon auch der Arbeitgeber.

«Es spricht für die Firmenkultur, wenn Mitarbeiter über den Weg der Outplacement-Beratung auch ehemalige Kollegen gut versorgt wissen», erklärt ein Sprecher des Finanzkonzerns Wüstenrot & Württembergische (W&W). «Dies unterstützt emotional auch die, die bleiben.» Der Konzern will bis Ende 2015 auf 800 Arbeitsplätze weniger kommen. Der Abbau soll möglichst durch freiwillige Maßnahmen erreicht werden.

Gerade in solchen Fällen ist Outplacement eine Möglichkeit. «Es gibt auch Fälle, wo ein kleiner Anschub nötig ist», sagt Caterine Schwierz von der Outplacement-Beratung von Rundstedt und Partner. «Da ist es eine häufige Motivation von Unternehmen, in die Trennungskultur zu investieren.» Von Rundstedt ist mit 200 Beratern und rund 2000 Klienten jährlich einer der großen deutschen Anbieter.

Der alte Job weg und schon ein neuer – funktioniert das denn auch? Zuletzt galten 69 Prozent der Kandidaten innerhalb eines halben Jahres als vermittelt, wie der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) erklärt. Nach einem Jahr waren es schon 90 Prozent.

In vielen Fällen finde der Jobsuchende über eigene Kontakte etwas Neues, sagt Schwierz. Die Berater helfen vor allem, Netzwerke richtig zu nutzen, geben Tipps für Vorstellungsgespräche, möbeln den Lebenslauf auf – und ergründen, welche Stellen überhaupt zu den Suchenden passen.

Bundesweit gibt es nach BDU-Angaben etwa 50 darauf spezialisierte Beratungsunternehmen. Ihre Dienste sind gefragt: Der Umsatz der Outplacement-Branche stieg 2013 demnach um 8,5 Prozent auf ein Allzeithoch von 74 Millionen Euro. Für das laufende Jahr erwartet der Verband eine Steigerung auf 83 Millionen Euro.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: «Trennungen sind einfacher möglich, weil der ausscheidende Mitarbeiter eine berufliche Perspektive aufgezeigt bekommt», heißt es in einer aktuellen BDU-Studie zum Thema. Unternehmen können demnach doppelt sparen: Sie vermeiden nicht nur langwierige und teure Rechtsstreitigkeiten, sondern sparen auch Kosten, indem sie die Restlaufzeiten bestehender Arbeitsverträge kürzen können.

Beim Technikkonzern Bosch spricht man auch von «sozialer Verantwortung». Dort können Führungskräfte im Rahmen eines «Abfindungspakets» Outplacement-Berater bekommen, wie ein Sprecher erklärt. Auch der Autobauer Daimler greift darauf bei Bedarf zurück, um sich ohne Konflikte von Mitarbeitern trennen zu können.

Unternehmen lassen sich das einiges kosten: Zuletzt waren es nach BDU-Angaben rund 22 Prozent des Jahresgehalts eines Mitarbeiters. Festpreise lagen bei unbegrenzter Beratung im Schnitt bei 22 000 Euro – dann gibt der Outplacement-Berater auch eine Art Jobgarantie.

Nicht in jedem Fall läuft das Programm erfolgreich: «Ich habe noch keine neue Stelle», sagt etwa die Journalistin Susanne Klein, die nach dem Aus der Zeitung «Financial Times Deutschland» einen Job sucht. «Ich bin 53. Das ist ein sehr kritisches Alter.»

Outplacement-Berater brachten zwar ihren Lebenslauf auf Vordermann und schulten sie für Bewerbungen. Eine Stelle vermitteln konnten sie ihr letztlich aber nicht. Klein: «Ob es immer so hilfreich ist, wie sich der Arbeitsmarkt das vorstellt, wage ich zu bezweifeln.»

Angst, wie im Film von einem Outplacement-Berater die Kündigung überbracht zu bekommen, braucht hierzulande aber niemand haben: «Die Trennungsbotschaft wird vom Unternehmen übermittelt», betont Schwierz von Rundstedt und Partner. «Wir sind diejenigen, die danach da sind.»