Pauken unter Palmen: Wenig Zeit für Auslandssemester

Mainz/Hannover (dpa/tmn) – Mit einem Stapel von Papieren eilt Cornelia Thomas durch die Universität Mainz. Die 26-Jährige hat viel zu tun. Bald will sie im Flugzeug nach Peru sitzen, um dort einen Auslandsaufenthalt zu verbringen.

Doch bis dahin muss sie viele Formulare ausfüllen und Fristen einhalten. So wie ihr geht es vielen Studenten. Gerade in den neuen Bachelor- und Masterstudiengänge lässt sich ein Auslandssemester nicht mehr so leicht unterbringen.

«Es ist offensichtlich, dass es in Zeiten von Bachelor-Abschlüssen schwieriger geworden ist», sagt Ulrich Heublein vom Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover. So wagten immer weniger Studenten den Sprung über die Grenze: In den alten Diplom-Studiengängen seien im Schnitt etwa 24 Prozent der Studierenden ins Ausland gegangen. Bei Bachelor-Studiengängen an Universitäten lag die Quote 2007 dagegen bei 15 Prozent, an Fachhochschulen sogar nur bei 9 Prozent.

Diesen Trend bestätigt Petra-Angela Wacker von der Abteilung Internationales der Universität Mainz: «Die Nachfrage nach einem Auslandsstudium ist rückläufig.» Die Kürze der neuen Studiengänge mache einen Auslandsaufenthalt zu einer wahren Herausforderung. Für ein Jahresprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) sei eine Vorlaufzeit von mindestens zehn Monaten nötig. Somit müsse die Planung fast mit Studienbeginn starten – dann haben viele aber noch gar keinen Überblick über ihr Fach und den Studienplan.

Der DAAD empfiehlt sogar zwölf Monate Planung, was angesichts der Fülle nötiger Informationen angemessen erscheint. Da ist die Frage der Finanzierung. Und es gilt Zulassungsvoraussetzungen, Studiengebühren, die Anerkennung von Scheinen, Bestimmungen für Einreise und Aufenthalt sowie Starttermine des Hochschuljahres zu klären. Häufig lassen sich deutsche Semesterzeiten kaum mit denen anderer Länder vereinbaren. «Wir sind die Ausnahme mit unserem extrem späten Start in das Studienjahr», sagt Wacker.

Uwe Brandenburg vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh sieht allerdings einen Mentalitätswandel bei Bachelor-Studenten, durch den Auslandssemester an Wertschätzung verlieren. «Es gibt eine veränderte Wahrnehmung, was Studium sein soll – hin zum schnellen Fertigwerden», sagt er.

Eine HIS-Studie aus dem Jahr 2007 untermauert das: Demnach ist der Verlust von Zeit neben der Finanzierung in den Augen der Studenten das größte Problem eines Auslandsaufenthalts. Mehr als ein Drittel derjenigen, die bei der Planung gescheitert sind, begründeten das unter anderem mit einem drohenden Zeitverlust. Wozu das führt, erlebt Wacker täglich in ihrem Büro: «Die Nachfrage nach kürzeren Auslandsaufenthalten steigt.» Dabei seien Jahresaufenthalte viel sinnvoller als Besuche, die nur einige Monate dauern.