Schon am Schreibtisch auf den Urlaub einstimmen

Berlin (dpa/tmn) – Arbeiten bis zur letzten Minute ist Gift für die Entspannung im Urlaub. Eine gezielte Vorbereitung auf die Ferienzeit verhindert, dass der Stress mit an den Strand genommen wird.

«Ich sollte mich ein bis zwei Tage auf den Urlaub einstimmen», sagte Arbeitspsychologin Gabriele Richter von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Berlin. Dazu gehöre es, aufzuräumen, eine Übergabe an die Urlaubsvertretung zu machen und die Weiterleitung der eigenen E-Mails zu organisieren.

«Ich muss den Schreibtisch freikriegen, Sachen ordnen und auch mal was wegheften, damit Platz ist für Neues», sagt Richter. Diese Strategie stelle einen stressfreien Arbeitsbeginn nach der Rückkehr aus dem Urlaub in Aussicht. Vor dem Start in die Ferien sollte die Arbeitsbelastung gesenkt werden, empfiehlt die BAuA. Andernfalls könnten sich Arbeits- und Freizeitstress gegenseitig verstärken. «Ich sollte nicht wichtige Termine kurz vor Urlaubsbeginn legen», sagte Richter. Ein Zeitpuffer sei auch notwendig für den Fall, dass der Termin weitere Arbeitsschritte zur Folge habe.

Wer den Stress zu spät hinter sich lässt, ist im Urlaub aber auch anfälliger für Krankheiten. «Das ist ein bekanntes Phänomen», so die Arbeitspsychologin. «Der Stress schwächt das Immunsystem, der Körper bleibt bei der Arbeit aber angespannt – da wird alles aktiviert, was man hat.» Im Urlaub falle dann die Anspannung ab «und das Immunsystem wird anfällig für alle möglichen Keime». Daher müsse vor dem Urlaub verstärkt auf Warnsignale geachtet werden. Die BAuA rechnet dazu Symptome wie Ermüdungserscheinungen, Schmerzen oder Nervosität.

Welche Art von Urlaub – ob mit einem Buch am Strand, beim Wandern in den Bergen oder im Museum – besonders erholsam ist, lasse sich nicht verallgemeinern. Deshalb sollte jeder Mensch überlegen, welcher Urlaub ihm die größtmögliche Entspannung bietet, sagt Richter. «Man muss sich selbst dafür sensibilisieren und sich fragen: &Welcher Urlaub war denn schön?&» Neben dem Reiseziel und Aktivitäten gehörten dazu auch die Fragen der Reisezeit und der Urlaubsdauer.

Im Urlaub sollte die Arbeit keine Rolle spielen, sagte die Arbeitspsychologin. Diensthandys oder Laptops müssten zuhause bleiben. Allerdings könnten sich viele nicht dazu überwinden. «Ich kenne genug Manager, die im Urlaub ihr Handy dabei haben.» Ob das notwendig ist, hänge immer auch von der Position im Unternehmen ab.

Für Menschen im Dauerstress reicht Urlaub allein für die Erholung oft nicht aus. «Da müssen die Entspannungstechniken schon im Vorfeld gelernt werden», empfahl Richter. Autogenes Training oder Yoga könnten helfen, den Stress abzubauen. Sinnvoll sei in diesem Fall aber auch, Wege zur Entspannung für den Arbeitsalltag zu finden – und sich kritisch zu fragen, ob mit der eigenen Zeitplanung und der Arbeitsbelastung alles stimmt.