Schwächelnde Konjunktur lässt Arbeitskräftebedarf im Juli sinken

Der Bedarf an Arbeitskräften in Deutschland hat im Juli zum zweiten Mal in Folge nachgelassen.

Gleichzeitig fordert das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn jährlich 300.000 bis 400.000 Zuwanderer gegen den drohenden Fachkräftemangel. Aktuell kommen jährlich rund 220.000 Ausländer zu uns. Diese Zahl reicht aber rechnerisch bei weitem nicht aus, um die wachsende demografische Lücke auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu schließen, da zugleich jährlich auch rund 100.000 Beschäftigte abwandern, erklärte IZA-Direktor Klaus Zimmermann am Montag.

Zuvor hatte die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) mitgeteilt, dass der Stellenindex BA-X, der Auskunft über die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen gibt, von Juni auf Juli um zwei auf 162 Punkte sank und damit auf dem Niveau vom März 2011 liegt. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Rückgang vier Punkte.

Die BA erklärt die Entwicklung damit, dass die Unternehmen angesichts moderater Konjunkturerwartungen vorsichtiger seien, was weitere Neueinstellungen angehe. Außerdem sei die Zählperiode einen Tag kürzer als vor einem Jahr gewesen und zwei Tage kürzer als in den Jahren zuvor.

Mehr Mitarbeiter als vor einem Jahr würden im Handel sowie im Gesundheits- und Sozialwesen gesucht. In der Zeitarbeit, der Gastronomie, der Logistik und im verarbeitenden Gewerbe sei der Bedarf zwar immer noch groß, aber bereits geringer als im Vorjahr.

Komplizierte Blue Card

IZA-Direktor Zimmermann betonte, wenn zumindest der gegenwärtige Stand von 44 Millionen Erwerbsfähigen dauerhaft gehalten werden solle, sei neben einer längeren Lebensarbeitszeit und einer höheren weiblichen Beschäftigungsquote eine aktive Zuwanderungssteuerung notwendig.

Die Blue Card für ausländische Fachkräfte, die am 1. August eingeführt wird, um den Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften aus Nicht-EU-Staaten zu erleichtern, bezeichnete er als zu kompliziert und daher nur schwer vermittelbar. Sie könne nur ein erster Schritt sein im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe. Besser sei nach dem Beispiel anderer Länder die Einführung eines Punktesystems, das die Zuwanderung transparent und gezielt nach Kriterien wie Berufserfahrung, Sprachkenntnissen und Alter steuere.

Mit der Blue Card bekommen ausländische Studenten in Deutschland 18 Monate Zeit, sich nach dem Abschluss einen Job zu suchen. Das Gesetz senkt die bisherigen Mindestverdienstgrenzen deutlich: Demnach muss der Arbeitnehmer aus dem Ausland mindestens 45.000 Euro im Jahr verdienen. Für sogenannte Mangelberufe gilt eine niedrigere Grenze von 35.000 Euro.