Sozialkompetenz kann man lernen

Mainz (dpa/tmn) – Sozialkompetenz fällt nicht vom Himmel. Aber sie lässt sich nach Überzeugung von Prof. Ulrich Kroppenberg lernen. Und das sei auch sinnvoll, sagte der Wirtschaftswissenschaftler von der Fachhochschule Mainz.

«Für Führungskräfte ist das wichtig, aber auch für alle anderen, die im Beruf viel kommunizieren, egal ob in der Beratung oder zum Beispiel im pflegerischen Bereich.» Die Bedeutung von Schlüsselkompetenzen lasse sich nicht auf einzelne Branchen begrenzen: «Das gilt für Ingenieure genauso wie für Sozialpädagogen.»

Das Beherrschen von Soft Skills, wozu unter anderem Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, aber auch rhetorische Kompetenzen gezählt werden, sei unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ein «harter Produktionsfaktor», sagte Kroppenberg. «Damit lässt sich viel Geld sparen. Soft Skills haben auch viel mit methodischem Vorgehen zu tun.» Soziale Kompetenzen, die zum Beispiel die Verhandlungsführung erleichtern, ermöglichten schnellere Ergebnisse.

«Bei Meetings und Konferenzen können gute Vorbereitung und eine gute Leitung der Gespräche bis zu zwei Drittel der Zeit sparen helfen», sagte der Wissenschaftler der FH Mainz, die den zweisemestrigen Weiterbildungsstudiengang «Sozialkompetenz» anbietet. Auch Schwierigkeiten mit der neuen Rolle, die junge Führungskräfte oft haben, sind nach Kroppenbergs Erfahrung oft eine Frage mangelnder Soft Skills: «Führungskompetenz basiert zum großen Teil auf kommunikativen Fähigkeiten.» Und die werden einem nicht in die Wiege gelegt – auch wenn es «Charismatiker» gebe, die von Haus aus mehr davon mitbringen als andere.

«Das kann aber auch derjenige lernen, der sich systematisch damit auseinandersetzt», sagte Kroppenberg. Hilfreich könne zum Beispiel sein, sich Kenntnisse darüber anzueignen, wie Kommunikation funktioniert. Soft Skills zu beherrschen, macht die Arbeit Prof. Kroppenberg zufolge in vieler Hinsicht leichter, egal ob es um Mitarbeiterführung geht oder um den Kontakt mit Geschäftspartnern aus anderen Ländern und Kulturen.

Trotz der großen Bedeutung etwa der kommunikativen Fähigkeiten in vielen Berufen, werde auf die Ausbildung in Sozialkompetenz an den Hochschulen häufig wenig Wert gelegt, kritisierte Kroppenberg. «Es gibt Ärzte, die hatten in ihrem Medizinstudium nicht eine einzige Vorlesung zu diesem Thema.» Mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge sei in dieser Hinsicht allerdings einiges in Bewegung gekommen. «Sozialkompetenz wird immer mehr neben der Fachkompetenz und nicht als Teil davon vermittelt.»