Spielkonsolen können betreutes Lernen nicht ersetzen

Hannover (dpa/tmn) – Lernspiele auf Spielkonsolen sollen Schülern Spaß am Pauken vermitteln – sie können betreutes Lernen in der Klasse nach Expertenansicht aber nicht ersetzen.

«Das ist zwar ein neuer Weg, um Wissen zu vermitteln. Aber es geht ja auch darum, das Gelernte anzuwenden – und das geht immer noch am besten im Gemeinschaftsunterricht in der Klasse», sagte Gitta Franke-Zöllmer vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) auf der Bildungsmesse didacta (10.-14. Februar) in Hannover. Lernspiele am Computer oder der Spielkonsole müssten daher immer begleitet werden. «Und das kann auch nur eine Phase in einer Unterrichtsstunde sein neben dem traditionellen Unterricht.»

Lernspiele hätten sich zwar stark entwickelt – die Technik allein sei aber kein Allheilmittel, sagte Franke-Zöllmer. «Das ist ein bisschen wie mit dem Internet: Heute kann sich zwar jeder aus dem Netz alle möglichen Infos herunterladen. Das hilft aber noch nicht wirklich weiter, um sie auch zu verstehen.» So mache es einen großen Unterschied, ob Kinder alleine in einem Spiel Vokabeln pauken oder sich gemeinsam in der Klasse auf Englisch unterhalten. «Sprachen zum Beispiel muss man ja immer in der Kommunikation lernen, sonst verstummt man am Ende trotz allen Wissens.»

Generell müsse man sich aber von dem Gedanken verabschieden, dass Computerspiele und Spielkonsolen «Teufelszeug» für Kinder seien, sagte Franke-Zöllmer. Sie seien vielmehr durchaus gutes Mittel, um Kinder dort abzuholen, wo sie stehen. «Das ist einfach ein zugängliches Medium für die heutigen Kinder und Jugendlichen. Die lassen sich damit für manche Dinge begeistern, für die sie sich sonst nicht interessieren würden.»

Ob sich etwa Sportunterricht an der Nintendo-Konsole Wii oder Simulationen von Chemie-Versuchen als Hausaufgabe am Heimcomputer wirklich durchsetzen werden, sei derzeit aber noch fraglich. «Das liegt auch daran, dass es noch keine richtigen Kriterien für Serious Games für die Schule gibt. Das ist momentan noch ein sehr schwammiger Begriff – und dadurch ist bislang noch längst nicht alles, was Serious Game heißt, auch wirklich eines.»