Studie: Familienbewusste Firmenpolitik gut in Krise

Münster/Frankfurt (dpa) – Eine familienorientierte Firmen-Politik stärkt in der Krise die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Münster für die gemeinnützige Hertie-Stiftung.

Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie senkten auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten Kosten, sagte der Stiftungs-Geschäftsführer Stefan Becker in Frankfurt/Main. In diesen Firmen seien Produktivität und Motivation der Beschäftigten um je 17 Prozent höher als in anderen Unternehmen, und die Fehlzeiten um 13 Prozent niedriger, habe die Studie ergeben.

Firmen, die ökonomisch unter Druck gerieten, sollten bei etwaigen Einsparungen den betriebswirtschaftlichen Nutzen einer familienbewussten Personalpolitik im Blick behalten, riet Becker. Auf Auftragsschwankungen könne etwa mit flexibleren Arbeitszeiten reagiert werden. Dabei gebe es einen großen Nachholbedarf und viel mehr Modelle, als die meisten nutzten. Arbeitgeber sollten zudem Netzwerke mit anderen familienfreundlichen Bündnissen und Firmen sowie öffentliche Fördermöglichkeiten nutzen. Ein zum Arbeitslohn gezahlter Zuschuss für die Kinderbetreuung reduziere die Personalausgaben, ein Zuschuss für die Baby-Erstausstattung hingegen sei weniger sinnvoll.

Eine familienfreundliche Personalpolitik sei wegen der Kindererziehung, der wachsenden Bedeutung von Pflege älterer Menschen und des Fachkräftemangels unerlässlich. Rund 350 000 Arbeitnehmer in Deutschland betreuten bereits neben ihrem Job einen Pflegebedürftigen.

Die vor gut zehn Jahren gegründete Initiative berufUNDfamilie der Stiftung hat mit mehr als 1200 Unternehmen, Hochschulen und Institutionen in Deutschland Strategien für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erarbeitet und dafür Audits vergeben. Darunter sind 40 Prozent der DAX-Unternehmen und jede vierte Hochschule. Rund 340 Arbeitgeber schlossen sich diesem Audit-Prozess 2008 an, etwa 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Darunter ist auch die Bundesregierung mit allen Ministerien. Die vereinbarten Ziele werden regelmäßig überprüft und angepasst. 97 Prozent der bereits zertifizierten Arbeitgeber verfolgten diesen Prozess auch in der Krise weiter. Trotz der Krise sei das Interesse an dem Audit auch 2009 ungebrochen, sagte Becker.