Studie: Lehrer nicht auf Schulalltag vorbereitet

Brüssel (dpa) – Viele Lehrer fühlen sich den Herausforderungen in der Schule laut einer OECD-Studie nicht mehr gewachsen. Sie kritisieren, nicht genug auf sozial gemischte Klassen, neue Informationstechnologien und schlechtes Benehmen von Schülern vorbereitet zu werden.

Dies ergab die erste internationale Lehrerstudie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die in Brüssel vorgestellt wurde. Demnach verliert ein Viertel der Lehrer in 23 untersuchten Ländern mindestens 30 Prozent der Unterrichtszeit durch störende Schüler oder Verwaltungstätigkeiten. Deutschland nahm nicht an der Studie teil, weil dies von den Kultusministern abgelehnt worden war.

Lehrer und Schulleiter beklagten fehlende Ausrüstung und zu wenig Unterstützung bei der Erziehung. Die Schulleiter von mehr als einem Drittel der Lehrer berichteten, ihre Schule habe zu wenig qualifiziertes Personal – das war vor allem in Italien und Mexiko ein Problem. Auch häufiges Fehlen und mangelnde Vorbereitung der Lehrer und Unruhe im Klassenzimmer behindern in einem Großteil der Schulen effektives Lernen. Auf einzelne Schüler zugeschnittene Unterrichtsformen werden kaum genutzt.

In Dänemark, Slowenien und der Türkei nahm ein Viertel der Lehrer während der 18 Monate dauernden Studie an keinerlei Fortbildung teil. In mehreren Ländern haben Lehrer im Schnitt einige Tage im Jahr Schulungen, in Mexiko und Korea sind es 30 Tage oder mehr. 13 Prozent der Lehrer bekommen in ihrer Schule keinerlei Beurteilung oder Rückmeldung zu ihrer Arbeit.

Im Durchschnitt aller Länder waren rund 70 Prozent der Lehrer Frauen. 27 Prozent der Lehrer waren älter als 50 Jahre. In Österreich und Norwegen waren es mehr als 40 Prozent, in Italien sogar mehr als 50 Prozent. Nur 15 Prozent waren jünger als 30 Jahre.

Die OECD veranstaltet auch den internationalen PISA-Schultest. Mit der TALIS-Studie will die Organisation die Arbeitsbedingungen und Auffassungen von Lehrern und Schulleitungen untersuchen. Die deutsche Erziehungsgewerkschaft GEW hatte heftig kritisiert, dass Deutschland nicht offiziell an der Studie teilnimmt und startete anhand der OECD- Kriterien eine eigene Initiative. Die Ergebnisse sollen am Donnerstag veröffentlicht werden.