Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unnütz

Gütersloh (dpa) – Das Sitzenbleiben in der Schule kostet den Steuerzahler laut einer neuen Studie jedes Jahr fast eine Milliarde Euro, ohne pädagogische Erfolge zu zeigen.

Das hat Bildungsforscher Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann Stiftung berechnet. Wie die Stiftung in Gütersloh mitteilte, geben die Bundesländer für Klassenwiederholungen 931 Millionen Euro im Jahr aus.

Sitzenbleiben gehe nicht nur ins Geld. «Klemm belegt zudem anhand jüngerer Forschung, dass Sitzenbleiben keine Verbesserung der schulischen Leistungen bei den Klassenwiederholern bewirkt», sagte ein Sprecher. «Auch die im Klassenverbund verbliebenen Schüler haben offenkundig nichts davon, dass die Schwächeren nicht versetzt und die Leistungsfähigkeit in der Klasse dadurch homogener wird.»

Laut der Studie mussten im Schuljahr 2007/08 etwa eine Viertelmillion Schüler allgemeinbildender Schulen eine Klasse wiederholen. Zwischen den Ländern gebe es große Unterschiede. Während sich die Wiederholerquote beispielsweise in Baden-Württemberg auf 1,7 Prozent belief, waren es in Bayern 3,6 Prozent. Auch zwischen den Schularten gab es demnach eine erhebliche Spannweite im Bereich der Klassenwiederholungen: In den Grundschulen lag die Wiederholerquote bei 1,3 Prozent, in den Realschulen hingegen bei 5,0 Prozent.

Insgesamt wird der PISA-Studie von 2003 zufolge in keinem anderen Land vom Sitzenbleiben so häufig Gebrauch gemacht wie in Deutschland, wie die Stiftung bei der Mitteilung in Erinnerung brachte. Demnach haben 23,1 Prozent der 15-Jährigen im Laufe der Schulzeit schon mindestens einmal eine Klasse wiederholt. «Klassenwiederholungen sind keine Lösung», sagte dazu das Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger. «Statt einer frühen schülerorientierten Förderung verschieben wir den Zeitpunkt wirksamer Unterstützung und verpassen ihn dabei. Klassenwiederholungen sollten eine Ausnahme beispielsweise für den Fall langwieriger Erkrankungen sein.»