Verkäufer sind keine Regalauffüller

Berlin/Bonn (dpa/tmn) – Der Verkäufer ein ausgesprochen beliebter Beruf. «Er liegt noch weit vor dem Mechatroniker oder dem Bürokaufmann», sagt Wilfried Malcher vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in Berlin.

Die hohe Zahl an Ausbildungsplätzen – 2008 gab es mehr als 25 000 neue Verträge – zeige auch, dass der Handel einen großen Fachkräftebedarf hat. Daran werde selbst die aktuelle wirtschaftliche Flaute wenig ändern.

Zwar habe es in den vergangenen Jahren kaum Umsatzzuwächse gegeben, sagt Malcher. Dennoch seien die Auszubildendenzahlen weiter gestiegen. Und die Zahl der Beschäftigten sei stabil.

Der Beruf des Verkäufers ist nach Einschätzung von Hannelore Paulini-Schlottau vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn fest etabliert. Mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent ist es ein klassischer Beruf für Hauptschüler. Der Anteil der Abiturienten liegt bei nur zwei Prozent. Und rund zwei Drittel der Verkäufer sind weiblich.

«Nach dem Berufsbildungsgesetz gibt es keine Zugangsvoraussetzungen», erklärt die Expertin vom BIBB. Das heißt, eine Ausbildung ist auch ohne Schulabschluss möglich, allerdings weniger realistisch. «Man braucht vielleicht keine Supernoten in Mathe», sagt Paulini-Schlottau, «aber schon ein Verständnis für Zahlen und sollte auch rechnen können.»

Noch beliebter ist die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel, dem «großen Bruder» des Verkäufers, die allerdings drei Jahre dauert. Verkäufer haben schon nach zwei Jahren ausgelernt. Wer das geschafft hat, kann grundsätzlich noch ein drittes Jahr anschließen und sich dann als Einzelhandelskaufmann prüfen lassen. «Man kann seine Prüfungsleistungen anrechnen lassen», erklärt Malcher. «Die Inhalte der ersten beiden Jahre sind identisch.»

«Verkäufer ist ein gleichwertiger Ausbildungsberuf», betont der Experte. «Das sind nicht nur Kassierer und Regalauffüller.» Unter anderem lernen die Azubis nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, sich einen Überblick über das Warensortiment ihres Ausbildungsbetriebs zu verschaffen. Aber auch wie die Kassenabrechnung funktioniert, wie Waren richtig platziert oder Warenlieferungen kontrolliert werden, steht auf dem Lehrplan.

Wichtig sei, den Umgang mit den Kunden zu lernen: Das umfasst Beratungs- und Verkaufsgespräche, Umtausch und Reklamationen. Die Ausbildung qualifiziert für ganz verschiedene Branchen im Einzelhandel – von Herrenkleidung bis Unterhaltungselektronik reicht die Palette. Ein Wechsel sei grundsätzlich möglich, sagt Hannelore Paulini-Schlottau.

Gelernte Verkäufer könnten durchaus auch Führungskräfte werden, sagt Wilfried Malcher, «zum Beispiel Filialleiter». Der Beruf biete gerade Frauen realistische Aufstiegsmöglichkeiten. «Im Einzelhandel sind sie in Führungspositionen kein Ausnahmefall», sagt Malcher. «Das gilt für Bereiche wie Mode, Schmuck oder Parfümerie genau wie für Lebensmittel.» Auch Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung gibt es – etwa zum Einzelhandelskaufmann. «Manche sind Spätzünder, machen erst die zweijährige Ausbildung und bekommen dann Spaß daran», sagt Paulini-Schlottau. Denkbar sei aber auch eine Ausbildung zum Handelsfachwirt.