Vielen Studiengängen fehlt die Akkreditierung

Berlin/Bonn (dpa/tmn) – Die Bachelor-Umstellung macht die Studienwahl nicht gerade leichter: Nahezu täglich werden neue Fächer geschaffen und alte reformiert. Ob dabei ausgegorene Lehrpläne herauskommen, ist für Bewerber oft nur schwer ersichtlich.

Einen Anhaltspunkt soll die Akkreditierung geben, die jeder neue Studiengang über sich ergehen lassen muss. Noch tragen aber längst nicht alle das Gütesiegel. Das macht angehende Studenten oft ratlos.

«Die Idee hinter den Akkreditierungen ist, Bachelor- und Masterstudiengänge untereinander besser vergleichbar zu machen», sagt Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenwerks in Berlin. Damit werde der 1999 begonnene Bologna-Prozess fortgesetzt, mit dem ein europaweit einheitliches Hochschulwesen geschaffen werden soll.

Um eine Akkreditierung zu erhalten, müssen die Fächer einheitliche Kriterien erfüllen. «So soll die wissenschaftliche Qualität der Angebote gewährleistet werden», erklärt Grob. Für Studenten habe das neue Verfahren vor allem einen Vorteil: «Eine Akkreditierung ist ein Zeichen für einen gewissen Standard – eine Art Qualitätssiegel.»

Die Kultusministerkonferenz hat im Oktober 2003 die sogenannten ländergemeinsamen Strukturvorgaben beschlossen. Danach müssen seit dem 22. September 2005 alle Bachelor- und Masterstudiengänge akkreditiert werden, erläutert Barbara Michalk, Leiterin des Projekts Qualitätsmanagement der Hochschulrektorenkonferenz in Bonn. Staatsexamensstudiengänge wie die Angebote für Medizin, Jura und Pharmazie seien davon aber ausgenommen.

Doch auch von den Bachelor- und Masterstudiengängen tragen derzeit längst nicht alle das Gütesiegel. Erst knapp die Hälfte von ihnen sei bisher akkreditiert, sagt Michalk.

Ein Grund dafür sei, dass es in den einzelnen Bundesländern verschiedene Regeln zur Akkreditierung gibt, erklärt Achim Hopbach vom federführenden deutschen Akkreditierungsrat in Bonn. Einige Länder verlangten, dass die Hochschulen neue Angebote erst akkreditieren lassen müssten, bevor sie starten dürfen. Andere Länder dagegen erlaubten, dass eine Hochschule einen Studiengang anbietet und ließen ihr dann vier Jahre Zeit für die Akkreditierung.

Ein fehlendes Siegel heißt deshalb noch nicht automatisch, dass es an der Qualität des Angebots hapert. «Ist ein Studiengang nicht akkreditiert, heißt das lediglich, dass er noch nicht akkreditiert ist», sagt Hopbach. Erfüllt ein Studiengang bestimmte Kriterien aber auf Dauer nicht und wird ihm deswegen die Akkreditierung verweigert, dürfe er so nicht angeboten werden.

Hat ein Fach das Gütesiegel noch nicht, sollten Studenten sich nicht grundsätzlich davon abschrecken lassen, rät Hopbach. «Studenten haben prinzipiell keine rechtlichen Nachteile, wenn sie ein nicht-akkreditiertes Fach studieren.»

Denn wenn sie ihren akademischen Grad an einer staatlichen oder einer staatlich anerkannten privaten Hochschule erworben haben, sind Absolventen laut dem Akkreditierungsrat immer dazu berechtigt, ihren Abschlusstitel zu führen. Dabei sei es egal, ob der absolvierte Studiengang das Qualitätssiegel des Akkreditierungsrates trage oder nicht.

In der Praxis kann es in einigen Fällen allerdings Schwierigkeiten geben: «Wir erfahren immer wieder, dass beispielsweise Studenten von Fachhochschulen Probleme haben, wenn sie anschließend an einer Universität studieren wollen», sagt Hopbach. Die Leistungen aus einem nicht-akkreditierten Fach würden nicht immer anerkannt.

Auch wer einen Teil des Studiums im Ausland verbringen möchte, kann laut Hopbach Probleme bei der Anerkennung der erbrachten Leistungen bekommen. Ähnliches gilt im umgekehrten Fall: Wer nach seinem Abschluss eines nicht-akkreditierten Studiengangs in Deutschland an einer ausländischen Hochschule promovieren möchte, hat womöglich einige Hürden zu überwinden – weil kein aussagekräftiger Nachweis über die Wertigkeit der abgeschlossenen Ausbildung vorliegt.