Weiterbildung für Lehrer: Auf Schülergewalt reagieren

Darmstadt (dpa) – Immer mehr Schüler werden nach Einschätzung des Konfliktforschers Achim Schröder Opfer von Mobbing im Internet. Das sagte der Professor für Sozialpädagogik an der Hochschule Darmstadt.

In sozialen Online-Netzwerken wie «SchülerVZ» könnten Jugendliche von Gleichaltrigen «auf viel breiterer Basis unter Druck gesetzt und möglicherweise auch in die Verzweiflung getrieben werden», so Schröder. «Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber es sind wirklich sehr bedrohliche Situationen, die dazu geführt haben, dass Jugendliche zu ihren Eltern gesagt haben: &Wir müssen umziehen, ich kann hier nicht mehr leben.&»

Im Internet könnten Jugendliche vor einem größeren Publikum ausgegrenzt und mit Hilfe von Einträgen, Bildern oder kleinen Videos erniedrigt werden. Von den neuen Medien abgesehen gebe es aber keine neue Qualität der Konflikte: «Gerangel und Klopperei» auf Schulhöfen habe es immer schon gegeben. «Ich glaube nicht, dass wir von Brutalität und Verrohung als Grundtendenz sprechen können», sagte Schröder. Die Statistiken seien in diesem Punkt aber widersprüchlich.

Unter dem Titel «Konfliktbewältigung und Gewaltprävention» beginnt im September an der Hochschule Darmstadt ein einjähriges Weiterbildungsprogramm für Lehrer und in der Jugendarbeit engagierte Fachkräfte. Das Programm aus fünf Präsenzphasen und Fernstudien- Elementen könne berufsbegleitend absolviert werden, sagte Schröder. Beteiligt sind unter anderem der Hessische Jugendring, das Wiesbadener Sozialministerium und kommunale Spitzenverbände.

Bei dem laut Schröder hessenweit einmaligen Projekt geht es unter anderem darum, mit Gewaltsituationen auf dem Schulhof besser umgehen zu können. Außerdem lernen die Teilnehmer laut Schröder, «ihr Verhalten bei Konflikten zu erweitern und an ihrer professionellen Haltung zu arbeiten». Dazu werden konkrete Gewaltsituationen, wie sie von Teilnehmern geschildert werden, szenisch nachgestellt. Zu den weiteren Inhalten gehöre etwa, die Fähigkeit zu üben, «Körpersprache frühzeitig zu lesen». Pädagogen brauchten heutzutage eine spezielle Qualifikation für Konfliktlösungen, weil Jugendliche individualisierter seien als früher. Dies verlange eine situative Reaktion und einen adäquaten Umgang von Lehrern und Jugendbetreuern.