Wenn der Chef das Blaue vom Himmel verspricht

München/Dresden (dpa/tmn) – Ein bisschen Nervosität im Bewerbungsgespräch ist normal. Zu viel Lampenfieber ist allerdings schlecht – es führt nicht nur zu Peinlichkeiten, sondern schränkt auch die Wahrnehmung ein. Was der Arbeitgeber zu sagen hat, ist aber wichtig.

Denn im Vorstellungsgespräch geht es schließlich auch darum, dass der neue Arbeitgeber und der Job vorgestellt werden. Ein potenzieller neuer Mitarbeiter sollte darauf achten, wie sich die Stellenbeschreibung aus dem Mund des Vorgesetzten anhört. «Man ist damit beschäftigt, sich selber gut darzustellen», sagt Karriereberaterin Helga Krausser-Raether aus Frankfurt am Main. Doch dabei darf man eines nicht vergessen: «Man selbst bringt auch etwas ins Unternehmen: Expertise und Arbeitskraft.»

Die Stellenbeschreibung, auf die ein Bewerber seine Unterlagen einschickt, beschreibt die Anforderungen meist recht genau. Doch die Realität sieht manchmal ganz anders aus. «Viele achten zu wenig darauf, wie die Atmosphäre im Unternehmen schließlich ist», sagt Krausser-Raether. Wie gehen die Gesprächspartner miteinander um, sagen sie dasselbe über den Job? Zwar ist der Druck oft hoch. Doch «wer keine Leichen im Keller hat, braucht auch keine Angst haben, dass welche zum Vorschein kommen», sagt Jürgen Smettan, Vorsitzender der Sektion Wirtschaftspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP).

Bewerber müssen sich also selbst gut verkaufen und sollten gleichzeitig versuchen, den Gesprächspartnern Konkretes zu entlocken. «Zunächst muss man selber klare Ideen haben, wie man sich einen Job vorstellt», sagt Christine Öttl, Karrierecoach aus München. Dazu gehöre, gut vorbereitet in ein Gespräch zu gehen und die Stellenanzeige für sich selbst interpretiert zu haben. «Im Gespräch sollte man dann möglichst viel über die Aufgaben und den Ablauf erfragen.» Dazu könne ein Bewerber direkte Fragen stellen, zum Beispiel «Wie sieht mein Tag aus?» oder «Wie setzt sich die Arbeit zusammen?».

Dabei könne man auch nachfragen, um das Gesagte zu rekapitulieren, sagt Öttl – etwa so: «Wenn ich Sie richtig verstehe, dann…» Auch sollte sich ein Bewerber in ein Gespräch einbringen und seine Vorstellungen artikulieren. «Wenn man selbst auf eine bestimmte Sache viel Wert legt – etwa auf Sprachkenntnisse -, dann sollte man sich versichern, dass sie auch wirklich wichtig für die Stelle sind.»

Ganz so genau wie in einem Gespräch sind die mündlichen Zusagen und Beschreibungen der Arbeitsinhalte nur selten im Arbeitsvertrag wiederzufinden. «Hier ist es wichtig, sich schon im Gespräch die wichtigen Punkte aufzuschreiben oder sich hinterher eine Notiz zu machen», sagt Krausser-Raether. Dabei könne man sich bei dem Gesprächspartner und potenziellen Vorgesetzten rückversichern. «Man kann durchaus eine E-Mail mit dem Betreff &Mein Verständnis der Aufgaben& nochmal an die Gesprächspartner senden – damit es später nicht zu Missverständnissen kommt.» Allzu kleinkariert sollte sich in seinem Vorstellungsgespräch niemand geben: «Das kann leicht unflexibel und pedantisch wirken.»

Schon nach ein paar Tagen im neuen Job ist Zeit für eine erste Bestandsaufnahme. «Wenn es vom ersten Tag anders läuft als abgesprochen, sollte man sich melden», sagt Beraterin Öttl. Das gelte etwa, wenn eine Einarbeitungszeit abgesprochen wurde – aber niemand zum Einarbeiten da ist. Guter Wille sei in einem solchen Fall wichtig. «Aber man muss offensiv Probleme ansprechen, damit sich etwas ändert.» Gebe es in einem Unternehmen oder der Abteilung Veränderungen, von denen im Vorstellungsgespräch keine Rede war, gelte es ohnehin, neu zu verhandeln.

Auch auf die Rahmenbedingungen kommt es dabei an, sagt Helga Krausser-Raether: «Man muss die Spielregeln verstehen und die informellen Netzwerke herausarbeiten.» Wenn aber die Aufgaben sich klar als ganz andere entpuppen als die, für die der neue Mitarbeiter eingestellt wurde, muss ein klärendes Gespräch her – so schnell wie möglich. «Man muss nicht direkt kündigen, aber auch nicht zu lange ausharren», sagt die Beraterin. Hilfreich sei, ein Tagebuch zu führen, «damit die eigene Arbeit besser dargestellt werden kann.» Sind die Vorgesetzten nicht bereit, den Aufgabenbereich anzupassen und mit dem in Einklang zu bringen, was im Vorstellungsgespräch verabredet wurde, bleibt manchmal nur die alte Weisheit: «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende».